Ausland

Leichtathletik-WM: Ärger um Quarantäne für Weltklasse-Sprinter

  • Mittwoch, 9. August 2017
Im Halbfinallauf bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London über 400-Meter hatte sich Isaac Makwala als Sieger fürs Finale qualifiert. /dpa
Im Halbfinallauf bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London über 400 Meter hatte sich Isaac Makwala als Sieger fürs Finale qualifiert. /dpa

London – Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaften (WM) in London sorgen neben den Wettkämpfen Magen-Darm-Erkrankungen der Athleten für Schlagzeilen. Betroffen waren zuletzt nicht nur Botswanas Weltklasse-Sprinter Isaac Makwala, sondern auch das deutsche Team.

Makwala hat heute frustriert und empört auf sein Aus bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften (WM) reagiert und den Organisa­toren sogar „Sabotage“ vorgeworfen. „Sie haben mir nicht mal zugehört. Sie haben nur gesagt: Nein, du kannst nicht laufen, weil du krank bist“, sagte der 30-Jährige dem briti­schen Fernsehsender ITV in London. „Manchmal denke ich, das könnte Sabotage sein.“

Keine Starterlaubnis fürs Finale

Makwala ist nach Angaben des Weltverbandes IAAF an einem Magen-Darm-Infekt erkrankt. Daher hatte ihm die IAAF gestern den Start im 400-Meter-Finale der Leicht­athletik-WM untersagt, das schließlich sein großer Rivale Wayde van Niekerk gewann. Der Südafri­kaner machte damit den ersten Schritt zum erhofften Gold-Double über 200 und 400 Meter.

Makwala war gestern Abend schon am Olympiastadion, wurde aber gestoppt und zurück­gewiesen. Das britische Gesundheitsrecht schreibt in solchen Fällen zwingend eine 48-stündige Quarantäne vor; Makwala müsse auf seinem Hotel­zimmer bleiben – bis heute 14 Uhr Ortszeit.

IAAF erlaubt Nachqualifizierung

Wegen der ansteckenden Erkrankung hatte Makwala vorgestern bereits den Vorlauf über 200 Meter verpasst. Allerdings erhielt er heute kurzfristig doch noch die Chance, sich für das 200-Meter-Finale der WM zu qualifizieren. Der 30-Jährige dürfe nach seiner aufgrund eines Magen-Darm-Virus verordneten Quarantäne heute Abend auf Bahn 7 alleine versuchen, die Qualifikationszeit von 20,53 Sekunden für das Halbfinale zu schaffen, teilte der Leichtathletik-Weltverband IAAF mit.

Gelingt ihm das, kann er noch am selben Abend im Semifinale laufen. Bereits für das Halbfinale qualifizierte Athleten seien von der Entscheidung, der eine ärztliche Untersuchung vorausgegangen sei, nicht betroffen, heißt es in einer Verbandsmitteilung.

Gewinner zeigt sich solidarisch

„Ich frage mich, wie es sein würde, wenn ich ein Brite wäre – hätten sie mir dann nicht erlaubt zu laufen?“, hatte Makwala noch heute Morgen erklärt. „Ich glaube nicht, dass sie es mir dann nicht erlaubt hätten. Wenn sie gesehen hätten, der Junge hat Potenzial, hätten sie mir gestattet zu laufen.“

Van Niekerk hatte sich heute solidarisch mit seinem Rivalen gezeigt. „Ich würde ihm wünschen, er hätte diese faire Chance gehabt“, sagte der 400-Meter-Olympiasieger und zweimalige Weltmeister aus Kapstadt. „Ich glaube, er hätte seine Sache sehr, sehr gut gemacht. Ich habe so viel Sympathie für ihn.“

Unterdessen wurde deutlich, dass das deutsche Leichtathletik-Team wesentlich stärker von Magen-Darm-Infekten betroffen ist als bisher bekannt. Mannschaftsarzt Andrew Lichtenthal sprach heute bei einer Pressekonferenz von 13 Fällen bei Athleten und Betreuern in den vergangenen Tagen. Zwei Sportler seien noch in einer 48-Stunden-Quarantäne, deren Startchancen stünden 50:50. „Bei den 13 Fällen ist es wahrscheinlich, dass sie das Noro-Virus haben“, sagte der Mediziner.

„Wir haben eine Ausnahmesituation“, sagte Chefcoach Idriss Gonschinska und sprach von einem Krisenmanagement. Unsicher sei derzeit, ob der DLV seine Staffeln zusammenbekommt. „Wir haben seit gestern jede normale physiotherapeutische Maßnahmen unterbunden“, sagte Lichtenthal angesichts der Ansteckungsgefahr.

Einzelne Athleten wurden schon umquartiert beziehungsweise nach ihren beendeten Wettkämpfen vorzeitig nach Hause geschickt. „Grundsätzlich sind wir unter ganz anderen Voraussetzungen hergefahren. Das ist eine Meisterschaft, wie so noch nicht erlebt haben“, sagte Gonschinska.

dpa

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