Ausland

Medizinischer Dienst des CIA befasste sich mit Arzneimitteln für Verhöre

  • Mittwoch, 14. November 2018
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Washington – Der US-Geheimdienst CIA hat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nach Möglichkeiten gesucht, inhaftierten Terrorverdächtigen mit einem „Wahrheitsserum“ Informationen zu entlocken. Weil das mutmaßliche Al-Kaida-Mitglied Abu Subaidah harten Verhörmethoden standhielt, befasste sich der medizinische Dienst der CIA mit Möglichkeiten von „auf Medikamenten basierenden Verhören“, wie es in bislang geheimen US-Dokumenten heißt, die gestern veröffentlicht wurden.

Demnach waren CIA-Verhörspezialisten frustriert über den Verlauf der Befragungen Abu Subaidahs, der bei der Anschlagsplanung geholfen haben soll. Die Geheim­dienstler wollten von dem Mann Informationen über mögliche Pläne für künftige Anschläge erlangen. Subaidah legte aber trotz brutaler Verhörmethoden eine „bemerkenswerte Widerstandskraft“ an den Tag, wie es in den Dokumenten heißt.

Im Zuge des „Project Medication“ befassten sich CIA-Ärzte deshalb unter anderem mit Schlafmitteln und Substanzen, die Symptome einer Psychose hervorrufen können. Besonderes Interesse fand das Medikament Midazolam, das zu Gedächtnisverlusten führen kann. Die CIA grub dabei in den eigenen Archiven und ging bis in die 1950er-Jahre zurück, als der Geheimdienst unter anderem Experimente mit LSD unternahm. Auch befasste die CIA sich mit russischen Versuchen aus den 1980er-Jahren.

Die Spezialisten des Medizinischen Dienstes stießen auf einen CIA-Bericht aus dem Jahr 1961, in dem festgehalten wird, eine Art „Zaubertrank“ als „Wahrheitsserum“ existiere nicht. Wer einem „gewöhnlichen intensiven Verhör“ widerstehe, tue dies vermutlich auch unter dem Einfluss von Medikamenten. Darüber hinaus war der Behörde Medikamentenforschung an Gefangenen verboten, seit in den 1950er-Jahren ein Mann Selbstmord beging, dem heimlich LSD verabreicht wurde.

Laut den nun veröffentlichten Dokumenten verzichtete die CIA letztlich auf die weitere Suche nach einem „Wahrheitsserum“. Demnach hatte der Geheimdienst die rechtlichen Grenzen schon mit dem Einsatz äußerst harter Verhörmethoden überdehnt und wollte keinen weiteren Konflikt mit dem US-Justizministerium riskieren.

Veröffentlicht wurde der 90-seitige Bericht nach einem Rechtsstreit, den die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union angestrengt hatte. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten CIA-Agenten Terrorverdächtige mit äußerst harten Methoden verhört. Zum Einsatz kam unter anderem die Foltermethode des Waterboarding, bei dem ein Ertrinken simuliert wird. Der frühere US-Präsident Barack Obama beendete die umstrittenen Verhörmethoden 2009.

afp

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