Menschenrechtler: Zahlreiche Frauen im Sudan in Lebensgefahr
Nairobi – Viele Menschen im Sudan, insbesondere Frauen und Mädchen, sind durch den fehlenden Zugang zu medizinischer Versorgung in Lebensgefahr. Dies sei eine Folge der jahrelangen Behinderung von humanitären Helfern. Darauf hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) heute in Nairobi hingewiesen.
Besonders betroffen seien die Bewohner der von Rebellen kontrollierten Gebiete des nordostafrikanischen Staates, heißt es in dem HRW-Bericht „No Control, No Choice“ („Keine Kontrolle, keine Wahl“). Demnach haben Frauen und Mädchen kaum Zugang zu medizinischer Versorgung, wenn während einer Schwangerschaft oder bei einer Geburt Komplikationen auftreten. In den Rebellengebieten habe niemand Zugang zu staatlichen Gesundheitsangeboten; im Nuba-Gebirge kommen auf 900.000 Menschen fünf Ärzte. Die Regierung habe dort offenbar gezielt Krankenhäuser bombardiert, so der Report.
Sowohl die sudanesische Regierung als auch die Rebellen der sudanesischen Volksbefreiungsarmee hätten unabhängige humanitäre Hilfe behindert, heißt es weiter. Beide müssten „unverzüglich den Weg dafür ebnen, dass unparteiische und unabhängige Hilfsorganisationen in das Gebiet gelangen können“, forderte HRW-Mitarbeiterin Skye Wheeler.
Die Vereinten Nationen müssten die Behinderung von Hilfe als Völkerrechtsverletzung verfolgen und ihr Engagement in dem Konflikt verstärken. „Die Aufmerksamkeit des UN-Sicherheitsrats für den Sudan in den Jahren 2011 und 2012 ist Schweigen und Tatenlosigkeit gewichen“, kritisierte Wheeler.
Der mangelhafte Zugang zu Gesundheitsversorgung wirkt sich demnach insbesondere auf die Müttersterblichkeit aus. Auch die Zahl von Gonorrhö-Fällen sei sprunghaft gestiegen, von 39 im Jahr 2013 auf 896 im Jahr 2016. Angebote zur Familienplanung seien „so gut wie nicht verfügbar“; Cap Anamur sei die einzige Organisation, die in den Rebellengebieten Verhütungsmittel anbiete. Dies erschwere es Frauen und Männern, sich vor sexuell übertragbaren Infektionen zu schützen. „Viele Frauen, mit denen wir sprachen, wollten nur in bestimmten Zeitabständen Kinder bekommen, weil sie Angst vor Nahrungsmittelmangel hatten“, sagte Wheeler. Die meisten befragten Frauen hätten zugleich nicht gewusst, was ein Kondom ist.
Die Studie basiert auf HRW-Interviews mit Frauen im Nuba-Gebirge sowie Vertretern von lokalen Behörden und Hilfsorganisationen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: