Ausland

Mpox: Impfstoffe werden kommende Woche erwartet

  • Mittwoch, 21. August 2024
Bei der Mpox-Klade Ib sind Läsionen und Blasen über den gesamten Körper verteilt; sie beschränken sich nicht auf den Genitalbereich, wie es bei Klade IIb meist der Fall war. /Leandre Murhula, DPS, MRC
Bei der Mpox-Klade I sind Läsionen und Blasen über den gesamten Körper verteilt; sie beschränken sich nicht auf den Genitalbereich, wie es bei Klade IIb meist der Fall war. /Leandre Murhula, DPS, MRC

Addis Abeba/Bukavu – Die Mpox-Fälle nehmen in einigen Ländern Afrikas weiter zu. Allein in den vergange­nen 24 Stunden kamen nach Angaben der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC Africa 27 neue Fälle hinzu, innerhalb der vergangenen Woche waren es 1.400.

Der Schwerpunkt der Ausbrüche liegt in Zentralafrika, besonders in der Demokratischen Republik Kongo (DRC), wo seit Jahresbeginn fast 17.800 Fälle und mehr als 500 Todesfälle gemeldet wurden.

In Burundi stiegen die gemeldeten Krankheitsfälle nach CDC-Informationen binnen einer Woche von 265 auf 572. Insgesamt sind es fast 19.000 Mpox-Fälle seit Beginn 2024, was einem Anstieg um 104 Prozent im Ver­gleich zum gleichen Zeitraum 2023 entspricht.

Gegen Mpox einsetzbarer Impfstoff könnte schon Ende kommender Woche verfügbar sein, stellte Jean Kaseya, Generaldirektor der Africa CDC, in Aussicht. Wieviele Impfstoffdosen aus den USA erwartet werden und wer zuerst geimpft werden soll, blieb auf auf Nachfrage unklar.

Ob auch Deutschland Mpox-Impfstoffdosen in afrikanische Länder abgeben wird, ist bisher nicht entschieden. Zwar hat unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Länder mit Impfstoffvorräten dazu aufgeru­fen, diese an von dem Krankheitsausbruch betroffenen Länder abzugeben.

Nach Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums von heute prüft die Bundesregierung aber noch, „ob und welche Hilfen geleistet werden können“. Bislang liege auch kein konkretes Hilfsersuchen seitens der Empfän­gerländer vor.

„Weder die Staaten, noch die zu impfende Zielgruppe, noch ein Impfschema oder die Logistikfragen (Gebin­de-Arten, Nadeln, u.ä.) sind bislang geklärt“, teilte das Ministerium weiter mit. Die EU-Kommission habe ihre beabsichtigte Spende ebenfalls noch nicht konkretisiert.

Unterdessen gab das Entwicklungsministerium in Berlin bekannt, dass ein mobiles Labor zum Nachweis des Virus in die Demokratische Republik Kongo geliefert werden soll.

Zudem sei geplant, weitere Fachleute zu trainieren, damit sie Symptome der Krankheit erkennen und die Bevölkerung über Präventionsmaßnahmen aufklären können. Bereits im Juni gab es den Angaben zufolge entsprechende Trainingsmaßnahmen im Ostkongo.

„Die afrikanischen Behörden haben die Weltgemeinschaft um Hilfe gebeten. Und diese Hilfe muss jetzt auch geleistet werden“, teilte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) mit.

Als Lehre aus der Pandemie sei ein internationaler Notfallfonds geschaffen worden, der derzeit mit 500 Millionen Dollar gefüllt sei. „Diese Mittel sollten jetzt gegen Mpox eingesetzt werden.“ Langfristig sei eine eigene Impfstoffproduktion in Afrika die einzige faire Antwort.

Für eine lokale Impfstoffproduktion, um die Preise zu senken, sprach sich auch die CDC Africa aus. Gespräche mit dem Impfstoffhersteller Bavarian Nordic seien bereits angelaufen, hieß es gestern beim Pressebriefing. Zuvor hatte Bavarian Nordic angekündigt, bis Ende 2025 zehn Millionen Impfdosen für Afrika zu produzieren.

Weitere Studien zu Effizienz notwendig

Die Sicherheit der Impfstoffe, die 2022 in Amerika und Europa genutzt wurden, stellte Kaseya nicht infrage. Die afrikanische Gesundheitsbehörde sprach sich aber dafür aus, weitere Studien zur Effizienz während der laufenden Impfung durchzuführen.

Denn im Gegensatz zur Epidemie 2022, die durch Klade IIb verursacht wurde, verbreitet sich nun die Klade I in Zentral- und Ostafrika. Sie geht bekanntermaßen mit einer höheren Virulenz und Hautläsionen am ganzen Körper einher. In östlichen Regionen der DRC, Uganda, Burundi, Ruanda und Kenia sei die noch kaum unter­suchte mutierte Klade Ib aufgetreten.

Africa CDC warnt vor Stigmatisierung

Die wöchentlichen Pressekonferenzen der Africa CDC sollen die Aufklärung rund um das Thema verbessern. Die Gesundheitsbehörde will so Stigmatisierungen reduzieren und die Akzeptanz für eine Impfung in der Bevölkerung verbessern.

Denn Mpox sei nicht nur eine sexuell übertragbare Krankheit, betonte Jean Kaseya, Generaldirektor der Africa CDC. Anders als während der Epidemie 2022 sei es heute nicht korrekt, Mpox als Krankheit homosexueller Personen zu deklarieren.

„Heute kann sich jeder mit Mpox infizieren“, erklärte Kaseya. Viele Kinder und Jugendliche seien betroffen. Diese Botschaft müsse sich jetzt in der Bevölkerung verbreiten – auch über Social Media, um die jungen Menschen zu erreichen, sagten die Sprecher der CDC Africa beim Pressebriefing.

Denn in vielen Ländern Afrikas gilt Homosexualität als Straftat. In einigen Ländern drohen lange Haftstrafen oder sogar die Todesstrafe. Die DRC gehört nicht dazu. Seit 2010 haben jedoch mehrere Abgeordnete in der DRC wiederholt versucht, Gesetze zur Kriminalisierung solcher Handlungen sowie zur Einschränkung der Meinungsfreiheit und zur Kriminalisierung des Geschlechtsausdrucks einzuführen (Database Ilga).

In Burundi etwa gilt, dass „jeder, der Sex mit einer Person des gleichen Geschlechts hat“, mit einer Geldstrafe von 50.000 bis 100.000 Francs oder einer Gefängnisstrafe von drei Monaten bis zwei Jahren bestraft wird. Zudem können Schüler aufgrund von Homosexualität von der Sekundarschule ausgeschlossen werden.

Die WHO hat wegen der Mpox-Ausbrüche in Afrika und der neuen, womöglich gefährlicheren Variante am Mittwoch vergangener Woche die höchste Alarmstufe ausgerufen. Damit sollen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit gebracht werden. Zuvor hatte bereits die CDC Africa für den Kontinent die höchste Alarmstufe ausgerufen.

Eine Reisebeschränkung hält Kaseya für nicht angebracht: „Wir brauchen Solidarität und Unterstützung.“ Die Partner weltweit sollten aufhören über Reiserestriktionen für Afrika nachzudenken. „Damit wären wir wieder bei der ungerechten Behandlung Afrikas während der COVID-Pandemie“, sagte der Generaldirektor der Africa CDC.

gie/ggr/dpa

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