Ringen um Hilfe nach Brand im Flüchtlingslager Moria

Berlin/Athen – Nach dem Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria herrscht in Deutschland weiter Uneinigkeit darüber, ob im Alleingang Migranten aufgenommen werden sollen. Die Bundesregierung verspricht Hilfe, setzt aber auf eine europäische Lösung. Doch aus den Regierungsparteien ertönen auch andere Stimmen.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) etwa forderte, 2.000 Migranten aufzunehmen. Deutschland solle mit einem „Zeichen der Humanität“ vorangehen, sagte er in der ARD. In Griechenland sind indes die ersten Minderjährigen von der Insel Lesbos ans Festland gebracht worden.
Nach Angaben von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Bundesregierung Soforthilfe auf Lesbos leisten. Dafür könnte beispielsweise das Technische Hilfswerk auf der Insel eingesetzt werden, sagte Heil heute.
Auf der griechischen Insel verbrachten Tausende Menschen die erste Nacht nach dem Großbrand auf den Straßen rund um das zerstörte Lager Moria. Es gab Zusammenstöße mit der Polizei, Tränengas wurde eingesetzt. Zumindest ein Teil der Menschen soll in den nächsten Tagen zunächst auf Schiffen unterkommen.
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl verlangte angesichts der Lage eine Luftbrücke nach Deutschland und in andere europäische Länder. Gestern Abend forderten in mehreren deutschen Städten Tausende Demonstranten von der Bundesregierung, Migranten von Lesbos und von anderen Inseln der Ägäis in der EU und in Deutschland aufzunehmen.
In einem Brief an Innenminister Horst Seehofer (CSU) forderten 16 Unions-Bundestagsabgeordnete die Aufnahme von 5.000 anerkannten Flüchtlingen vom griechischen Festland. Einer der Unterzeichner des Briefes, der menschenrechtspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Brand (CDU), betonte im SWR, dass es sich um Flüchtlinge handeln müsse, die bereits ein Asylverfahren in Griechenland durchlaufen haben.
Gegen einen deutschen Alleingang sprach sich hingegen der CDU-Innenpolitiker Mathias Middelberg aus. „Es geht um das politische Signal, das man setzt“, betonte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion. Stattdessen plädierte Middelberg für einen „Kreis der Willigen“ – also EU-Staaten, die sich gemeinsam für die Aufnahme von Menschen aus Moria entscheiden könnten.
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