Ausland

Sechs Tage ohne Lunge: Kanadierin überlebt bis zur Transplantation

  • Donnerstag, 26. Januar 2017

Toronto – Eine Frau hat in einem Krankenhaus in Kanada sechs Tage ohne Lunge über­lebt. Die Ärzte hätten im vergangenen April der damals 32-jährigen Melissa Benoit ihre bei­den schwer entzündeten Lungenflügel herausoperiert, teilte das Krankenhaus in To­ron­to gestern bei einer Pressekonferenz mit. Mit spezieller Technik, unter anderem einer Herz-Lungen-Maschine, sei die Frau aus Burlington in der Provinz Ontario dann sechs Tage am Leben gehalten worden, bevor eine Spenderlunge transplantiert werden konn­te. Eine solche medizinische Prozedur habe es noch nie zuvor gegeben, hieß es vom Kran­kenhaus. Über den Fall berichteten die Ärzte auch im The Journal of Thoracic Car­diovascular Surgery (2016; doi: 10.1016/j.jtcvs.2016.11.031).

Die Operation sei „kühn und eine große Herausforderung“ gewesen, sagte Chefchirurg Shaf Keshavjee. „Aber sie starb vor unseren Augen. Wir mussten eine Entscheidung treffen, weil sie in der Nacht noch gestorben wäre.“ Seit Jahren litt Benoit da schon an der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose, zudem hatte sie sich auch noch eine Lungen­ent­zündung. „Sie ist in eine Spirale hineingekommen, von der sich ihre Lungen nicht mehr erholt hätten“, sagte der Chef der Intensivstation, Niall Ferguson. „Ihre einzige Hoffnung war eine Lungentransplantation.“

Zu diesem Zeitpunkt war Benoit, die verheiratet ist und eine kleine Tochter hat, aber nicht stabil genug für eine Transplantion, erst das Entfernen der entzündeten Lungen­flügel er­möglichte das. Neun Stunden dauerte die Operation, 13 Ärzte und Pfleger waren betei­ligt. Die entzündeten Lungen seien hart wie Fußbälle gewesen, sagte Chirurg Keshavjee. „Es war technisch schwierig, sie aus dem Brustraum heraus­zu­holen.“ Nur Stunden nach der Operation ging es Benoit schon deutlich besser. Zahl­reiche Maschinen hielten sie am Leben. Sechs Tage später bekam sie eine Spender­lunge. Seitdem habe sich ihr Zu­stand stetig verbessert.

dpa

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