Ausland

Skandal um Verkauf von Babys erschüttert Ordensgemeinschaft von Mutter Teresa

  • Montag, 9. Juli 2018
Missionarinnen der Nächstenliebe /dpa
Missionarinnen der Nächstenliebe /dpa

Neu Delhi – Ein Skandal um den Verkauf von Babys an adoptionswillige Paare erschüttert den von Mutter Teresa gegründeten Orden in Indien. „Wir sind vollkommen geschockt über das, was in unserem Heim in Ranchi passiert ist“, erklärte die Ordensgemeinschaft Missionarinnen der Nächstenliebe heute zu dem Vorwurf gegen eine Nonne und eine weitere Mitarbeiterin, sie hätten Kinder für womöglich tausende Dollar verkauft.

Die indische Polizei hatte die beiden Verdächtigen gestern in Ranchi, der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Jharkand, festgenommen. Sie sollen mindesten fünf Kinder verkauft haben. „Das ist gegen unsere moralischen Überzeugungen“, erklärte die Ordensgemeinschaft. Die  Fälle würden genau geprüft, und der Orden werde Vorsichtsmaßnahmen treffen, „damit so etwas nie wieder passiert“.

Das örtliche Jugendamt hatte den Fall ins Rollen gebracht, als es die Polizei infor­mierte, dass in einem Heim der Missionarinnen der Nächstenliebe für unverheiratete Schwangere und Mütter ein Neugeborenes vermisst werde. Zunächst beschuldigte das Personal die Mutter des Kindes. Die Polizei fand nach eigenen Angaben aber Beweise, dass die beiden Mitarbeiterinnen das Baby für knapp 1.700 Dollar (rund 1.400 Euro) an ein Paar im benachbarten Bundesstaat Uttar Pradesh verkauft hatten.

Den beiden Frauen wird Menschenhandel zur Last gelegt, der in Indien mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft wird. Da die Ermittlungen mittlerweile ausgeweitet wurden, könnten aber weitere Vorwürfe hinzukommen. Auch im Krankenhaus, in dem die verkauften Kinder zur Welt gekommen waren, werde ermittelt, teilte die Polizei mit.

Mutter Teresa hatte die Missionarinnen der Nächstenliebe 1950 gegründet. Durch ihren aufopferungsvollen Einsatz für Arme und Kranke wurde sie weltbekannt, 1979 erhielt sie den Friedensnobelpreis. 2016 wurde sie 19 Jahre nach ihrem Tod von Papst Franziskus heilig gesprochen. Die in Skopje, der heutigen Hauptstadt von Mazedonien, geborene Ordensfrau ist wegen ihrer strikten Ablehnung von Abtreibungen und Geburtenkontrolle allerdings umstritten. Ihre Ordensgemeinschaft betreibt mittlerweile dutzende Heime und Pflegeeinrichtungen in Indien und anderen Ländern.

afp

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