Ausland

Suche nach Verschütteten nach Erdbeben in Myanmar und Thailand dauert an

  • Montag, 31. März 2025
Indische und myanmarische Rettungskräfte tragen eine Leiche in das buddhistische Kloster U Hla Thein, das bei dem Erdbeben eingestürzt ist. /picture alliance, AP, Thein Zaw
Indische und myanmarische Rettungskräfte tragen eine Leiche in das buddhistische Kloster U Hla Thein, das bei dem Erdbeben eingestürzt ist. /picture alliance, AP, Thein Zaw

Mandalay – Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar und Thailand haben Helfer mit allen Kräften versucht, aus den Trümmern noch Überlebende zu bergen. Die Zahl der Todesopfer des Bebens stieg derweil nach jüngsten Zahlen vom gestrigen Sonntagabend an.

In Thailand sprachen die Behörden gestern von mindestens 18 Toten und 33 Verletzten. Eine Vielzahl der noch 78 Vermissten wurde unter den Trümmern eines 30-stöckigen Hochhausrohbaus vermutet, der bei dem Beben eingestürzt war.

In Myanmar wurden nach Angaben der Militärjunta rund 1.700 Tote gezählt, etwa 300 Menschen wurden als vermisst gemeldet. Zudem gab es demnach mehr als 3.400 Verletzte. Angesichts der instabilen Kommunikationsnetze dürften aber viele Meldungen von Todesopfern noch fehlen. Es wurde ein weiterer Anstieg der Opferzahlen befürchtet.

Das Erdbeben der Stärke 7,7 hatte sich am frühen Freitagnachmittag ereignet. Nach Angaben von Geologen handelte es sich um das schwerste Beben in dem südostasiatischen Land seit Jahrzehnten. Die Erschütterungen reichten von Myanmar und Thailand bis nach China, Kambodscha, Bangladesch und Indien. Am Samstagabend und Sonntagmorgen versetzten mehrere Nachbeben die Menschen in Mandalay erneut in Angst.

In Myanmar stürzten am Freitag zahlreiche Gebäude und Brücken ein. Dramatisch war die Lage etwa am Wohnblock Sky Villa Condominium in Mandalay. Von den zwölf Stockwerken waren nur noch sechs übrig. Unter großen Anstrengungen entfernten Einsatzkräfte Trümmerteile mit bloßen Händen, um zu Verschütteten zu gelangen.

Höchste Notfallstufe ausgerufen

Die Vereinten Nationen erklärten, Myanmar sei auf eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht vorbereitet. Es herrsche ein großer Mangel an medizinischer Ausrüstung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief die höchste Notfallstufe ausgerufen.

Es würden dringend acht Millionen Dollar (7,4 Millionen Euro) benötigt, um Leben zu retten und innerhalb der kommenden 30 Tage Krankheitsausbrüche zu verhindern, erklärte die WHO gestern Abend. Für die vielen Verletzten bestehe wegen der begrenzten medizinischen Kapazitäten in dem armen Land ein hohes Infektionsrisiko. Zudem drohe nach dem Beben in dem südostasiatischen Staat ein erhöhtes Krankheitsrisiko.

„Die WHO hat diese Krise als Notfall der Stufe 3 eingestuft – die höchste Aktivierungsstufe im Rahmen ihres Notfallreaktionsprogramms“, erklärte die Gesundheitsbehörde der Vereinten Nationen. Strom- und Wasserversorgung seien in Myanmar vielerorts unterbrochen, „was das Risiko von Ausbrüchen von durch Wasser und Lebensmittel übertragenen Krankheiten erhöht“.

Das Rote Kreuz startete einen Spendenaufruf im Umfang von 100 Millionen Schweizer Franken (104,8 Millionen Euro) für die Menschen in Myanmar. Damit könne 100.000 Menschen beziehungsweise 20.000 Haushalten geholfen werden, erklärte die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC). Finanziert werden sollen mit den Mitteln Bergungsarbeiten und Hilfeleistungen für die Bevölkerung.

Das Land am Golf von Bengalen leidet seit vier Jahren unter einem Bürgerkrieg, der mit der Machtübernahme der Junta einsetzte. Infrastruktur und die öffentliche Gesundheitsversorgung sind vielfach nicht mehr funktionstüchtig. Nach Angaben von Hilfsorganisationen befanden sich bereits vor dem Erdbeben etwa 3,5 Millionen Menschen auf der Flucht.

Die Militärregierung setzte ihre Angriffe auf gegen sie kämpfende Gruppen auch nach dem Beben fort. Nach Angaben eines Vertreters einer Rebellengruppe aus dem Shan-Staat nahe der chinesischen Grenze wurden bei einem Luftangriff unter Einsatz von fünf Kampfflugzeugen und Bomben am vergangenen Freitag wenige Stunden nach dem Erdbeben sieben Kämpfer getötet. Der UN-Sonderberichterstatter zur Menschenrechtslage in Myanmar, Tom Andrews, sprach von einem „erschütternden“ Vorgehen der Armee.

Die im Widerstand gegen die Junta befindliche und aus dem Exil agierende Nationale Einheitsregierung rief ihrerseits angesichts des Erdbebens gestern eine zweiwöchige Teil-Waffenruhe aus. Die gegen die Militärregierung kämpfenden Volksstreitkräfte (PDF) würden in den von dem Erdbeben betroffenen Gebieten keine offensiven Militäreinsätze ausführen, „Aktionen zur Verteidigung“ seien allerdings ausgenommen.

Der Chef der Militärregierung, Min Aung Hlaing, hatte in einem ungewöhnlichen Schritt bereits kurz nach dem Erdbeben „jedes Land, jede Organisation“ um Hilfe gebeten. Deutschland, die EU und viele weitere Länder sowie die WHO sagten Unterstützung zu.

Am Wochenende trafen erste Einsatzteams und Hilfsmaterial aus dem Ausland ein. So brachte ein indisches Flugzeug ein Rettungsteam, ein Ärzteteam und Hilfsgüter nach Myanmar. China entsandte 82 Helfer, aus Hongkong trafen am Sonntag ebenfalls 51 Helfer ein. Das Nachbarland Thailand schickte 55 Armeeangehörige mit sechs Spürhunden sowie technisches Gerät wie Kräne und Bagger.

afp/dpa

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