Ausland

Sudan erlebt schlimmsten Choleraausbruch seit Jahren

  • Freitag, 15. August 2025
/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Miguel Juarez Lugo
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Port Sudan – Der Sudan erlebt nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen den schlimmsten Choleraausbruch seit Jahren. Seit der ersten Meldung des Ausbruchs vor einem Jahr habe es 99.700 Verdachtsfälle und mehr als 2.470 Todesfälle gegeben, teilte die Organisation in Berlin mit.

Das nordostafrikanische Land erlebt einen seit zwei Jahren andauernden Bürgerkrieg und eine der schlimmsten Hunger- und Vertreibungskrisen weltweit.

Von dem Choleraausbruch ist vor allem die Region Darfur betroffen, wo 380.000 Menschen Zuflucht vor Kämpfen gesucht haben und eine Wasserknappheit herrscht. Hygienemaßnahmen wie das Waschen von Lebensmitteln und Geschirr seien kaum möglich, so Ärzte ohne Grenzen. Eigene Teams hätten dort in den vergangenen Wochen über 2.300 Cholerapatienten behandelt.

„In Vertriebenen- und Geflüchtetencamps haben Familien oft keine andere Wahl, als aus kontaminierten Quellen zu trinken. Viele erkranken dann an Cholera“, sagt Sylvain Penicaud, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Tawila, einer Kleinstadt im Bundesstaat Nord-Darfur.

„Vor zwei Wochen wurde in einem Brunnen in einem der Camps eine Leiche gefunden. Sie wurde entfernt, aber schon zwei Tage später waren die Menschen gezwungen, wieder aus demselben Brunnen zu trinken.“

In Tawila überleben die Menschen mit durchschnittlich nur drei Litern Wasser pro Tag. Das ist weniger als die Hälfte des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Mindestbedarfs für Notsituationen von 7,5 Litern pro Person und Tag für Trinkwasser, Kochen und Hygiene.

Da die Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen weiterzögen, breite sich die Krankheit auch in den Nachbarländern Tschad und Südsudan weiter aus.

Die Cholera breitet sich nach Angaben der WHO gerade in Konfliktregionen weiter aus. In diesem Jahr seien bisher 390.000 Fälle mit 4.300 tödlichen Verläufen in 31 Ländern registriert worden, betonte Kathryn Alberti, Cholera-Expertin der WHO.

Diese Zahlen signalisierten ein großes Versagen der internationalen Gemeinschaft. „Cholera kann man verhindern und sie ist leicht behandelbar“, so Alberti weiter.

Der Generaldirektor der afrikanischen Gesundheitsbehörde Africa (CDC) Jean Kaseya kritisierte unlängst die Unterversorgung mit Cholera-Impfstoffen. Auf dem Kontinent würden jährlich 54 Millionen Impfdosen benötigt, doch nur die Hälfte sei zu bekommen.

kna/dpa

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