Ausland

UN-Bericht: Hunger in Coronakrise deutlich gestiegen

  • Dienstag, 13. Juli 2021
/picture alliance, Ute Grabowsky
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Rom – Der Hunger in der Welt hat einem UN-Bericht zufolge im Jahr der Coronapandemie 2020 deutlich zugenommen. Zwischen 720 und 811 Millionen Menschen – knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung – waren Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr unterernährt, wie aus dem Report zur Lage der welt­weiten Nahrungsmittelsicherheit hervorgeht. Dies seien 70 bis 161 Millionen mehr als 2019, rechneten Fachleute der Welternährungsorganisation FAO in dem gestern in Rom veröffentlichten Bericht vor.

Es handelte sich um einen Anstieg um etwa 1,5 Prozentpunkte binnen eines Jahres. Dieser fiel im Ver­gleich zu den Vorjahreswerten, die zwischen 0,1 und 0,2 Prozentpunkten lagen, deutlich höher aus. Die Zunahme führten die Experten zum Großteil auf die Folgen der Coronakrise zurück, deren Auswir­kungen weiter untersucht werden müssten, wie sie hervorhoben.

Den Angaben nach löste die Pandemie in vielen Teilen der Welt „brutale Rezessionen“ aus und erschwer­te den Zugang zu Nahrungsmitteln - vor allem Länder, in denen es Konflikte und Klimaextreme gibt, waren betroffen.

Mehr als die Hälfte aller unterernährten Menschen lebt demnach in Asien (418 Milli­onen), mehr als ein Drittel in Afrika (282 Millionen). In Lateinamerika und der Karibik leiden den Anga­ben zufolge rund 60 Millionen Menschen an Hunger. Den schärfsten Anstieg bei der Zahl hungriger Menschen gab es 2020 in Afrika. Es seien rund 46 Millionen mehr als 2019.

„Leider legt die Pandemie weiterhin Schwächen in unseren Ernährungssystemen offen, die das Leben und die Existenzgrundlage von Menschen auf der ganzen Welt bedrohen“, hieß es in dem Bericht, in dem die Experten die Lage der Nahrungsmittelsicherheit in der Welt im vergangenen Jahr als „düster“ be­zeich­neten.

So habe 2020 zeitweise knapp einer von drei Menschen weltweit keinen sicheren Zugang zu ausreich­enden Nahrungsmitteln gehabt. Darunter seien Millionen Kinder, die nicht genug zu essen bekommen, um gesund aufzuwachsen. Die meisten mangelernährten Kinder leben demnach in Asien und Afrika.

Das Ziel der Staatengemeinschaft, den Hunger bis zum Jahr 2030 zu stoppen, kann den aktuellen Prog­nosen zufolge nur unter „enormen Anstrengungen“ erreicht werden. Dazu müssten insbesondere drasti­sche Maßnahmen getroffen werden, durch die Ungleichheiten beim Zugang zu Nahrungsmitteln beseitigt werden.

Als Beispiele nannten die Experten etwa humanitäre Hilfe in Konfliktgebiete oder Unterstützungspro­gramme in Form von Sach- oder Geldleistungen, um Nahrungsmittelpreisschwan­kungen abzumildern. Auch ein breiterer Zugang zu Klimarisikoversicherungen für Kleinbauern wurde genannt.

Wenn sich allerdings nichts ändert, könnten 2030 laut Prognosen der UN-Experten – unter anderem be­dingt durch die Langzeitfolgen der Pandemie – noch immer rund 660 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein. Dies wären nach aktueller Schätzung etwa 30 Millionen Menschen mehr als in einem Szenario, in dem es die Coronakrise nicht gegeben hätte.

„Wir bewegen uns in die falsche Richtung“, warnen die Autoren des Berichts, für den neben der FAO das Kinderhilfswerk Unicef, die Weltgesundheitsorganisation WHO, der Hilfsfonds Ifad und das Welternäh­rungsprogramm WFP Daten zusammengetragen haben.

dpa

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