UN-Büro kritisiert „Gleichgültigkeit“ der Welt angesichts der Lage im Sudan

New York – Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Sudan hat das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) die Tatenlosigkeit der Weltgemeinschaft angeprangert.
Der seit mehr als zwei Jahren von einem Bürgerkrieg zerrüttete Sudan sei trotz internationaler Hilfszusagen zu einem „düsteren Beispiel“ für „Straflosigkeit und die Gleichgültigkeit" geworden, erklärte Ocha-Chef Tom Fletcher gestern. Er rief „alle, die Einfluss haben“, auf, mehr für den Schutz der Zivilbevölkerung im Sudan zu tun und dafür zu sorgen, dass die humanitäre Hilfe die Millionen Betroffenen auch erreicht.
Fletcher erinnerte daran, dass die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung – etwa 30 Millionen Menschen – bei der größten humanitären Krise der Welt auf lebensrettende Hilfe angewiesen seien.
„Wahlloser Beschuss, Drohnenangriffe und andere Luftangriffe töten, verletzen und vertreiben Menschen in erschütternder Zahl“, erklärte er. Das Gesundheitssystem sei zusammengebrochen, Cholera, Masern und andere Krankheiten breiteten sich aus.
Der Preis, den die Zivilbevölkerung für diesen Krieg zahle, darunter „schreckliche" sexuelle Gewalt, sei zwar wiederholt international verurteilt worden. „Aber das Gerede hat nicht zu einem wirklichen Schutz der Zivilbevölkerung oder zu einem sicheren, ungehinderten und dauerhaften Zugang für humanitäre Organisationen geführt“, kritisierte der UN-Nothilfekoordinator. „Wo bleibt die Rechenschaftspflicht? Wo ist die Finanzierung?“
Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo seit mehr als zwei Jahren einen blutigen Machtkampf. Der Norden und der Osten des nordostafrikanischen Landes sind weitestgehend unter der Kontrolle der Militärregierung, die RSF kontrolliert große Gebiete des Südens und fast die komplette westliche Region Darfur.
Der Konflikt im Sudan hat die größte Hunger- und Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Nach jüngsten Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurden in dem Konflikt schon zehntausende Menschen getötet, mehr als 14 Millionen Menschen wurden gewaltsam vertrieben. Vier Millionen Menschen sind demnach mittlerweile aus dem Land geflohen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: