Ausland

UN-Chef: 30 Hilfsprogrammen im Jemen droht das Aus

  • Mittwoch, 3. Juni 2020
picture alliance / Photoshot
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Riad/New York – Wegen ausbleibender Spendengelder droht 30 der 41 wichtigsten UN-Hilfsprogramme im Jemen in wenigen Wochen das Aus. „Wir hatten noch nie so wenig Geld für Hilfseinsätze im Jemen zu diesem Zeitpunkt im Jahr“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres gestern zum Auftakt einer virtuellen Geberkonferenz für den Jemen.

Bis Ende des laufenden Jahres benötigten die Hilfsprogramme insgesamt 2,41 Milliarden Dollar an Spenden, auch für Programme zur Eindämmung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der notleidenden Bevölkerung.

Der seit mehr als fünf Jahren andauernde Bürgerkrieg hat das ohnehin stark verarmte ara­bische Land in die schwerste humanitäre Krise weltweit gestürzt. Vier von fünf Menschen benötigen irgendeine Form von humanitärer Hilfe.

Allein dieses Jahr sind 110.000 Menschen an Cholera erkrankt, dazu kommen Malaria und Denguefieber. Mit der Ausbreitung des Coronavirus hat sich die Lage weiter verschärft. „Die Jemeniten hängen am seidenen Faden“, sagte Guterres.

Die Geberkonferenz wurde von den Vereinten Nationen mit Saudi-Arabien veranstaltet, das mit Verbündeten seit fünf Jahren Ziele im Jemen bombardiert. Saudi-Arabien will die Huthi-Rebellen zurückdrängen, die vom Iran unterstützt werden und die den Jemen 2014 überrannt hatten. Seit Beginn der Bombardements wurden mehr als 112.000 Menschen getötet, darunter 12.600 Zivilisten bei gezielten Angriffen.

Deutschland will dieses Jahr Hilfsgelder in Höhe von 125 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das kündigte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen, bei der Kon­ferenz an. Das Geld soll etwa für Lebensmittel sowie die Gesundheits- und Wasserversor­gung genutzt werden. Saudi-Arabien, das mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Katar zu den größten Geberländern zählt, kündigte Hilfen in Höhe von 500 Millionen Dollar (447 Millionen Euro) an.

An dem Treffen sollten per Videokonferenz Vertreter von mehr als 130 Regierungen teil­neh­men. Bei einer ähnlichen Geberkonferenz in Genf waren für den Jemen vergangenes Jahr 2,6 Milliarden Dollar an Spenden zusammengekommen.

Auch weil die Länder mit den Auswirkungen des Coronavirus auf ihre Wirtschaft und ihre Gesundheitssysteme ringen, fiel die Spendenbereitschaft dieses Jahr bisher geringer aus. Für 2020 kamen vorerst nur 15 Prozent der benötigten Mittel zusammen, 2019 waren es 86 Prozent.

Im Jemen haben sich nach offiziellen Angaben bisher etwa 350 Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert, etwa 80 Menschen starben. Die Zahlen sind aber wenig aussagekräftig, weil kaum getestet wird und die Rebellen im Norden überhaupt keine Zahlen veröffentli­chen. Es gebe aber Hinweise, dass die Sterblichkeitsrate an SARS-CoV-2 im Jemen zu den höchsten weltweit zähle, sagte Guterres.

dpa

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