UN: In belagerter sudanesischer Stadt droht Hungersnot

Port Sudan – Das Welternährungsprogramm (WFP) warnt vor einer Hungersnot in El Fascher, der Hauptstadt der sudanesischen Region Nord-Darfur.
Die Stadt sei von humanitärer Hilfe abgeschnitten, sodass der verbleibenden Bevölkerung kaum eine andere Wahl bleibe, als mit Hilfe der wenigen verbliebenen Vorräten ums Überleben zu kämpfen, heißt es in einer Mitteilung.
El Fascher wird seit Mai vergangenen Jahres von der Rebellenarmee RSF belagert und ist die letzte verbliebene Großstadt in Nord-Darfur, die weiterhin unter Regierungskontrolle ist.
Vor einem Jahr hatten die Vereinten Nationen eine Hungersnot in dem gut 20 Kilometer von El Fascher entfernten Flüchtlingslager Samsam festgestellt. Das Lager wurde im Frühjahr von der RSF angegriffen und zerstört. Ein Teil der Bewohner floh damals nach El Fascher. In der belagerten Stadt leben nach UN-Schätzungen noch etwa 300.000 Menschen unter zunehmend verzweifelten Bedingungen.
Das WFP konnte die Einwohner seit mehr als einem Jahr nicht mehr über Land mit Nahrungsmitteln versorgen, da alle Zufahrtsstraßen blockiert sind. „Jeder in El Fascher kämpft täglich ums Überleben“, sagte Eric Perdison, WFP-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika.
Das WFP unterstütze weiterhin 250.000 Menschen in der Stadt mit digitalem Bargeld, damit sie die Lebensmittel kaufen können, die sie noch auf den Märkten finden können. Dies reiche jedoch bei weitem nicht aus, um den enormen Bedarf in der belagerten Stadt zu decken.
Hinzu kommen massive Preiserhöhungen: Grundnahrungsmittel wie Sorghumhirse oder Weizen, aus denen traditionelles Fladenbrot und Brei hergestellt werden, kosten nach Angaben des WFP in El Fascher bis zu 460 Prozent mehr als im Rest des Sudan, da keine Lebensmittel in die Stadt geliefert werden können. Berichten zufolge ernähren sich einige Familien von Tierfutter und Lebensmittelabfällen, um zu überleben.
Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Konflikt. Nach UN-Angaben sind mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, von Hunger bedroht.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: