UNO: Hilfsgüter im Gazastreifen werden „systematisch“ geplündert

New York – Im Gazastreifen werden nach Angaben aus dem Büro von UN-Generalsekretär António Guterres Hilfsgüterlieferungen für die Zivilbevölkerung „systematisch“ geplündert.
„Plünderungen durch bewaffnete Gruppen sind zur Regel geworden und müssen sofort aufhören. Sie behindern lebensrettende Hilfsmaßnahmen und gefährden das Leben unserer Mitarbeiter zusätzlich“, sagte Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric gestern. Einsätze von Sicherheitskräften gegen die Übergriffe müssten aber „rechtmäßig, erforderlich und verhältnismäßig sein“, fügte er hinzu.
Das von der Hamas geleitete Gesundheitsministerium im Gazastreifen hatte vorgestern erklärt, Sicherheitskräfte hätten gemeinsam mit Mitgliedern örtlicher Familienclans mindestens 20 Menschen getötet, während diese Hilfsgüter des UN-Welternährungsprogramms (WFP) plünderten.
Das Hamas-Ministerium schrieb vom „Anfang einer breit angelegten Sicherheitskampagne“. Nach Angaben mehrerer Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wird mindestens die Hälfte aller Hilfslieferungen, die in den Gazastreifen gelangen, geplündert.
Die Washington Post berichtete unterdessen gestern, aus einer internen Notiz der UNO gehe hervor, dass einige der Banden das „passive oder gar aktive Wohlwollen“ oder den „Schutz“ der israelischen Streitkräfte genössen. UN-Sprecher Dujarric sagte zu diesem Bericht, die entsprechende Notiz liege ihm nicht vor. Der Vorwurf sei jedoch „ziemlich alarmierend“, falls er zutreffe.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) drückte gestern ihre Besorgnis angesichts der humanitären Lage im Norden des Gazastreifens aus. „Wir sind sehr, sehr besorgt, und es wird immer schwieriger, Hilfe zu leisten“, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris vor Journalisten. „Es wird immer schwieriger, Fachpersonal zu entsenden, während der Bedarf immer größer wird“.
„Besonders besorgt“ sei die WHO wegen der Lage im Krankenhaus Beit Lahia. Die Stadt gehört zum Gebiet, in dem die israelische Armee im Oktober eine Offensive gegen die Hamas und weitere militante Palästinenserorganisationen gestartet hatte.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1.206 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Nach dem Hamas-Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden dabei bisher mehr als 43.900 Menschen getötet. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
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