US-Förderung für Forschungsnetzwerk zu Pandemievorsorge beendet

Washington – Ein Netzwerk von Forschungszentren zum Vorbeugen künftiger Pandemien wird Berichten zufolge nicht weiter von der US-Regierung unter Donald Trump finanziert. Das berichtete das Nachrichtenportal von Science zu Wochenbeginn und berief sich auf eine Anweisung zum Einstellen der Arbeit, die eines der Zentren erhalten habe.
Demnach werde die Forschung des Netzwerkes für die US-amerikanische Bevölkerung inzwischen als „unsicher“ eingestuft. Zudem sei in dem Schreiben von einem nicht sinnvollen Einsatz von Steuermitteln die Rede gewesen. Auf Nachfragen zum Thema habe das US-Gesundheitsministerium nicht reagiert, berichtet Science.
Zuvor hatte die Virologin Angela Rasmussen (University of Saskatchewan, Kanada) in einem Blogbeitrag ebenfalls berichtet, dass die Leiter der Zentren solche Schreiben erhalten hätten. Das Netzwerk selbst antwortete zunächst nicht auf eine Anfrage des Deutschen Ärzteblattes.
Das Netzwerk Centers for Research in Emerging Infectious Diseases (CREID) besteht aus rund einem Dutzend Zentren in den USA und war 2020 vor dem Hintergrund der Coronapandemie gestartet. Es kooperiert mit etlichen internationalen Partnern, auch in Deutschland. Aufgebaut wurde es von den National Institutes of Health (NIH), die dem US-Gesundheitsministerium unterstellt sind.
Über eine Laufzeit von fünf Jahren sollten rund 82 Millionen US-Dollar fließen. Die Zentren sollten dazu forschen, wie und wann Viren und andere Krankheitserreger von Wildtieren auf Menschen überspringen und bei ihnen zu Erkrankungen führen. Frühere Warnungen für neu auftretende Krankheiten sollten dadurch möglich werden.
Virologin Rasmussen ordnet den Förderstopp als weiteren, nicht auf Fakten basierenden Angriff der US-Regierung auf Wissenschaft und öffentliche Gesundheit ein. Dies sei auch Folge der Kontroverse um den Ursprung von SARS-CoV-2: Im Zuge dessen sei virologische Forschung fälschlicherweise als gefährlicher als zoonotische Übertragungen dargestellt worden.
Forschende aus dem CREID-Netzwerk seien zentrale Figuren in einer der Verschwörungserzählungen, derzufolge das Virus einem Labor entstamme – Virologen hätten versucht, dies zu vertuschen, schildert Rasmussen. Sie selbst hat hingegen mehrere Studien zum wahrscheinlichen Ursprung des Virus auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan vorgelegt, wie sie schreibt.
Rasmussen erwartet, dass solche Entscheidungen Menschenleben kosten werden. „Das passiert, wenn politisch motivierte Verschwörungstheorien mit der wissenschaftlichen Wahrheit gleichgesetzt werden.“
Auf der Webseite des Netzwerks ist in Deutschland zum Beispiel die Charité in Berlin als Partner genannt. Diese erklärte auf Anfrage, nicht vom Förderstopp betroffen zu sein. Ein Projekt des Leiters des Instituts für Virologie, Christian Drosten, in Kooperation mit CREID sei bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen worden.
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