Ausland

USA: Behinderung von Schwangerschafts­abbrüchen führte zu Anstieg von Suiziden

  • Dienstag, 10. Januar 2023
/Chanintorn.v, stock.adobe.com
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Philadelphia – Ein erschwerter Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch kann Frauen in eine tiefe psy­chi­sche Krise stürzen. Eine Studie in JAMA Psychiatry (2022; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2022.4394) kommt zu dem Ergebnis, dass die zahlreichen Behinderungen in einigen Bundesstaaten dort zu einem Anstieg der Sui­zi­de bei jungen Frauen geführt haben.

Das „Roe versus Wade“-Urteil vom Januar 1973 hat Frauen in den USA zwar ein verfassungsmäßiges Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch zugestanden. Die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten konnten dies durch Gesetze nicht verbieten.

Einige konservative Staaten im Mittleren Westen und im Süden des Landes haben jedoch Mittel und Wege gefunden, Ärzten das Angebot von Schwangerschafts­abbrüchen zu erschweren. Dazu gehörten Auflagen zur personellen und instrumentellen Ausstattung der Praxen, die die Behandlungskosten deutlich erhöhten, oder die Notwendigkeit mit Krankenhäusern zusammenzuarbeiten, die dies ablehnten.

Nach den Recherchen eines Teams um Ran Barzilay von der Perelman School of Medicine in Philadelphia ha­ben zwischen 1974 und 2016 insgesamt 21 US-Bundesstaaten mindestens ein TRAP-Gesetz („Targeted Regu­lation of Abortion Providers“) verabschiedet.

In einer Differenz-von-Differenzen-Analyse haben die Forscher die Auswirkungen auf die Suizidrate von Fra­u­en im gebärfähigen Alter untersucht. Nach ihren Berechnungen ist es nach der Einführung eines TRAP im Durch­schnitt zu einem Anstieg der jährlichen Suizidrate um 5,8 % gekommen.

Differenz-von-Differenzen-Analysen werden in der Wirtschaftswissenschaft genutzt, um die Auswirkungen von politischen Entscheidungen zu untersuchen. Sie können natürlich nicht beweisen, dass der durch die TRAP ausgelöste Stress Frauen in den Suizid getrieben hat. Es könnte dafür andere Gründe gegeben haben.

Für einen kausalen Zusammenhang spricht jedoch, dass es in den gleichen Bundesstaaten bei postmeno­pau­sa­len Frauen, die nicht von TRAP betroffen waren, weil sie keine Kinder mehr bekommen können, im glei­chen Zeitraum nicht zu einem Anstieg der Suizide gekommen ist. Auch in der Zahl der Verkehrstoten hat es keine Veränderungen gegeben.

rme

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