USA: Behinderung von Schwangerschaftsabbrüchen führte zu Anstieg von Suiziden

Philadelphia – Ein erschwerter Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch kann Frauen in eine tiefe psychische Krise stürzen. Eine Studie in JAMA Psychiatry (2022; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2022.4394) kommt zu dem Ergebnis, dass die zahlreichen Behinderungen in einigen Bundesstaaten dort zu einem Anstieg der Suizide bei jungen Frauen geführt haben.
Das „Roe versus Wade“-Urteil vom Januar 1973 hat Frauen in den USA zwar ein verfassungsmäßiges Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch zugestanden. Die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten konnten dies durch Gesetze nicht verbieten.
Einige konservative Staaten im Mittleren Westen und im Süden des Landes haben jedoch Mittel und Wege gefunden, Ärzten das Angebot von Schwangerschaftsabbrüchen zu erschweren. Dazu gehörten Auflagen zur personellen und instrumentellen Ausstattung der Praxen, die die Behandlungskosten deutlich erhöhten, oder die Notwendigkeit mit Krankenhäusern zusammenzuarbeiten, die dies ablehnten.
Nach den Recherchen eines Teams um Ran Barzilay von der Perelman School of Medicine in Philadelphia haben zwischen 1974 und 2016 insgesamt 21 US-Bundesstaaten mindestens ein TRAP-Gesetz („Targeted Regulation of Abortion Providers“) verabschiedet.
In einer Differenz-von-Differenzen-Analyse haben die Forscher die Auswirkungen auf die Suizidrate von Frauen im gebärfähigen Alter untersucht. Nach ihren Berechnungen ist es nach der Einführung eines TRAP im Durchschnitt zu einem Anstieg der jährlichen Suizidrate um 5,8 % gekommen.
Differenz-von-Differenzen-Analysen werden in der Wirtschaftswissenschaft genutzt, um die Auswirkungen von politischen Entscheidungen zu untersuchen. Sie können natürlich nicht beweisen, dass der durch die TRAP ausgelöste Stress Frauen in den Suizid getrieben hat. Es könnte dafür andere Gründe gegeben haben.
Für einen kausalen Zusammenhang spricht jedoch, dass es in den gleichen Bundesstaaten bei postmenopausalen Frauen, die nicht von TRAP betroffen waren, weil sie keine Kinder mehr bekommen können, im gleichen Zeitraum nicht zu einem Anstieg der Suizide gekommen ist. Auch in der Zahl der Verkehrstoten hat es keine Veränderungen gegeben.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: