Ausland

USA: Sorgen wegen Delta-Variante

  • Montag, 9. August 2021
/picture alliance, ZUMAPRESS.com | Paul Weaver
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Washington – Angesichts eines neuen Höchststands bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in den USA hat ein ranghoher Vertreter des Gesundheitswesens vor einem „Versagen“ seines Landes gewarnt.

„Wir hätten niemals so weit kommen dürfen“, sagte der Leiter der Forschungsbehörde National Institutes of Health (NIH), Francis Collins, im Sender ABC. Zuvor waren 118.000 neue Infektionsfälle binnen 24 Stun­den registriert worden, so viele wie seit Februar nicht mehr.

Die hochansteckende Delta-Variante des Virus breitet sich derzeit auch in den USA rasend schnell aus. Sie sorgte dafür, dass die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Wochen um 89 Prozent gestiegen ist und zunehmend Kinder und junge Menschen schwer erkranken. Dennoch lehnen es weiterhin Millionen US-Bürger vor allem in konservativen Landesteilen ab, sich impfen zu lassen.

„Wären wir damit erfolgreicher gewesen, alle zum Impfen zu bewegen, wären wir nicht in dieser Situa­tion“, sagte Collins. Jetzt zahleman „einen schrecklichen Preis“. Er warnte vor einer weiteren Ausbreitung des Virus, wenn die Millionen von Kindern, die derzeit noch ungeimpft sind und bald aus den Sommer­ferien zurückkehren, nicht dazu verpflichtet werden, in der Schule Masken zu tragen.

Auch die Gesundheitsbehörde CDC empfahl gestern unter Verweis auf das Ansteckungsrisiko selbst durch asymptomatische Kinder, dass alle Kinder ab zwei Jahren in öffentlichen Innenräumen Masken tragen sollten – und damit ausdrücklich auch in Schulen. Bildungsminister Miguel Cardona schloss sich im Sender CBS diesem Rat an.

Der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hatte zuvor allen Schulbezirken untersagt, eine Maskenpflicht anzuordnen – obwohl sein Bundesstaat von der jüngsten Coronawelle besonders schwer betroffen ist.

Dass die Debatten über Impfungen und Masken politisch ausgeschlachtet werden, stieß bei Collins auf harsche Kritik. Masken zu tragen und sich impfen zu lassen, sei kein Eingriff in die Freiheitsrechte und keine politische Botschaft, sagte er ABC. Vielmehr schützten die Maßnahmen vor einem „tödlichen Virus“ und retteten Leben.

Viele Impfskeptiker weisen darauf hin, dass die Vakzine gegen das Coronavirus in den USA bisher nur eine Notfallzulassung haben. Nach Angaben des medizinischen Beraters von US-Präsident Joe Biden, Anthony Fauci, könnten die wichtigsten Impfstoffe aber schon bald endgültig zugelassen werden. „Ich hoffe, dass dies noch im August der Fall sein wird“, sagte der Virologe dem Sender NBC.

Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci warnte in NBC unterdessen vor der Entwicklung einer neuen, noch gefährlicheren Variante des Coronavirus, sollte die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Vari­an­­te nicht eingedämmt werden.

„Wenn Sie dem Virus erlauben, frei zu zirkulieren, und nicht versuchen, es zu stoppen, dann gibt es früher oder später die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine andere Variante bekommen (...), die noch problemati­scher sein könnte als Delta“, sagte Fauci.Wenn sich das Virus weiter ausbreiten und verändern könne, be­stehe die Gefahr, dass sich am Ende eine Variante entwickele, vor denen die aktuellen Impfstoffe – an­ders als bei Delta – keinen Schutz böten.

Die Pandemie müsse unter Kontrolle gebracht werde, mahnte der prominente Immunologe und Präsi­den­tenberater. Der beste Weg dazu seien Impfungen. Hilfreich wären Impfpflichten auf lokaler Ebene.

Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC ist inzwischen die Hälfte der gesamten Bevölkerung voll geimpft. Knapp 59 Prozent aller Bürger haben demnach mindestens eine Impfdosis erhalten.

Nach zwischenzeitlich rasantem Tempo kommt die Impfkampagne angesichts verbreiteter Skepsis in der Bevölkerung mittlerweile nur noch schleppend voran. US-Präsident Joe Biden und hochrangige Regie­rungsvertreter rufen die Bevölkerung zunehmend verzweifelt auf, sich impfen zu lassen.

dpa/afp

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