Ausland

USA: Zweite Variante des Vogelgrippevirus bei Kühen nachgewiesen

  • Donnerstag, 6. Februar 2025
/picture alliance, AP, Rich Pedroncelli
/picture alliance, AP, Rich Pedroncelli

Washington – Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat bei der Überprüfung von Kuhmilch erstmals den Genotyp D1.1 der Klade 2.3.4.4b entdeckt, der in den USA derzeit bei Vögeln die dominierende Variante der aviären Influenza A(H5N1) ist. Zuvor hatten alle bei Kühen in den USA identifizierten Vogelgrippeviren zum Genotyp B3.13 gehört.

Das Virus wurde damit ein zweites Mal von Vögeln auf Kühe übertragen. Beim Menschen sind in den vergange­nen Monaten bereits zwei schwere Erkrankungen durch den Genotyp D1.1 bekannt worden.

„Das ist weltweit das zweite initiale Eintragsereignis eines HPAIV H5N1 der Klade 2.3.4.4b in Milchkuhherden überhaupt“, erklärte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Dass beide Ereignisse innerhalb eines Jahres in den USA erfolgten, sei als kritisch zu bewerten und weise auf die Möglichkeit solcher Übersprünge hin.

Die Ursache sei unklar – wie beim ersten Eintrag, der im Frühjahr 2024 bekannt geworden war. Das FLI betonte weiter, dass es wichtig wäre, Lehren aus den Vorgängen des Vorjahres zu ziehen „und eine Verbreitung des Genotyps D1.1 durch sofortige, landesweite und konsequente Maßnahmen einzudämmen“. Die Ausbreitung des Genotyps B.3.13. konnte bisher nicht vollständig unter Kontrolle gebracht werden.

Seit dem vergangenen Jahr ist H5N1 in 16 US-Staaten bei mehr als 950 Kuhherden nachgewiesen worden – zuvor hatten Rinder als nicht empfänglich für Vogelgrippe gegolten. Die Zahl der in den USA erfassten Fälle beim Menschen liegt bei 67, in der Regel ging Kontakt zu erkrankten Rindern oder Geflügel voraus. Die meisten erkrankten nur milde.

Den ersten Todesfall eines US-Amerikaners an Vogelgrippe gab es Anfang Januar in Louisiana. Dort starb eine über 65-jährige Person am Lungenversagen. Sie soll mehrere Risikofaktoren aufgewiesen haben.

Sie hatte sich dem Vernehmen nach privat um erkrankte Vögel gekümmert und vermutlich bei ihnen infiziert. Dafür sprach, dass die bei ihr gefundenen H5N1-Viren zum Genotyp D1.1 gehören. D1.1 war zuvor auch bei wild lebenden Vögeln in Louisiana nachgewiesen worden.

Dass dieser Genotyp für den Menschen gefährlicher zu sein scheint als B3.13, zeigte auch die Erkrankung eines 13-jährigen Mädchens in Kanada, die bis auf eine Adipositas keine Risikofaktoren aufwies. Sie hatte sich wie die Person aus Louisiana mit dem Genotyp D1.1 infiziert – und überlebte nur dank einer venovenösen extrakorpora­len Membranoxygenierung.

Dass die Variante D1.1 jetzt erstmals bei Kühen nachgewiesen wurde, ist deshalb ein beunruhigendes Zeichen. Die Viren wurden nach Auskunft des USDA im Staat Nevada in einem Milchtank gefunden. Milch von Farmen wird erst seit einigen Wochen im Rahmen eines nationalen Testprogramms überprüft. Monatelang hatten Fach­leute die in den USA getroffenen Maßnahmen als unzureichend kritisiert.

Nach dem Nachweis von H5N1 wurde eine Genomsequenzierung durchgeführt und der Genotyp D1.1 identi­fiziert. Weitere Details wurden nicht bekanntgegeben.

Zu der Entwicklung gab es zunächst keine Angaben der für menschliche Gesundheit zuständigen Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Auf deren Übersichtswebseite zu H5N1 ist derzeit ein Kasten einge­blen­det: Darin heißt es, die Website werde derzeit überarbeitet, um den Dekreten des neuen Präsidenten Donald Trump zu entsprechen.

Zuletzt hatten mehrere US-Gesundheitsbehörden auch eine Pause ihrer externen Kommunikation verordnet bekommen. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.

rme/ggr

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung