Ausland

Weitere hundert Lastwagen mit Hilfslieferungen dürfen in den Gazastreifen einfahren

  • Dienstag, 20. Mai 2025
Ein mit humanitärer Hilfe für den Gazastreifen beladener Lastwagen macht sich auf den Weg zum Grenzübergang Kerem Shalom im Süden Israels, an der Grenze zwischen Israel und Gaza. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Maya Alleruzzo
Ein mit humanitärer Hilfe für den Gazastreifen beladener Lastwagen macht sich auf den Weg zum Grenzübergang Kerem Shalom im Süden Israels, an der Grenze zwischen Israel und Gaza. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Maya Alleruzzo

Genf – Nach massiver internationaler Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen hat die UNO die Genehmigung zur Einfahrt von „etwa hundert“ weiteren Lastwagen mit Hilfsgütern erhalten. Dies seien „deutlich mehr als gestern genehmigt wurden“, sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA), Jens Laerke, heute vor Journalisten in Genf.

Gestern hatten nach mehr als elf Wochen israelischer Blockade erstmals wieder Lastwagen der UNO mit Hilfslieferungen in den Küstenstreifen fahren können. Heute habe das OCHA die Genehmigung für weitere Hilfskonvois beantragt, was Israel erlaubt habe, sagte Laerke. Er hoffe, dass die Hilfsgüter noch im Laufe des Tages im Gazastreifen ankommen und dann verteilt werden könnten, fügte er hinzu.

Die gestern erlaubten Hilfslieferungen seien angesichts der Not der palästinensischen Bevölkerung nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, hatte UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher gesagt. Auch die Außenministerien Deutschlands und 21 weiterer Länder hatten die ersten Lieferungen als unzureichend kritisiert.

Die Hilfsorganisation Oxfam erklärte heute, den Menschen im Gazastreifen fehle es „weiterhin an Nahrung, Wasser, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern. (...) Zwei Millionen Menschen stehen am Rande einer Hungersnot, sind traumatisiert, krank und aus ihren Häusern vertrieben.“

Die Organisation forderte Israel auf, „vollen Zugang für unabhängige Hilfsorganisationen zu gewährleisten“. Das von Israel geplante System zur Abwicklung der Hilfe durch die Armee schließe „kompetente internationale und örtliche Akteure weitgehend aus“ und schaffe „militärisch kontrollierte Korridore“ und willkürlich beschränkte Hilfslieferungen.

Hilfsorganisationen warnen seit Wochen vor einer Hungerkatastrophe im Gazastreifen. Nach eigenen Angaben wollte die israelische Regierung mit ihrer seit Anfang März andauernden Blockade den Druck auf die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas erhöhen, die verbleibenden israelischen Geiseln freizulassen.

Nachdem sein Büro vorgestern angekündigt hatte, Hilfslieferungen wieder zuzulassen, sagte Netanjahu gestern, eine Hungersnot im Gazastreifen müsse auch „aus diplomatischen Gründen“ verhindert werden. Selbst Unterstützer Israels würden die „Bilder von Massenhunger“ nicht tolerieren.

Die israelische Militäroffensive zur Zerschlagung der Hamas wurde derweil verstärkt. Die Armee hatte vorgestern erklärt, sie habe zusätzlich zu den Luftangriffen „umfassende Bodeneinsätze“ im Gazastreifen begonnen. Netanjahu erklärte gestern, Israel werde die Kontrolle über „das gesamte Territorium“ des Gazastreifens übernehmen.

Der Gaza-Krieg war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1.200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Mitte Januar war eine Waffenruhe in Kraft getreten, Mitte März nahm Israel seine massiven Angriffe jedoch wieder auf. Seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, etwa 53.500 Menschen im Gazastreifen getötet.

afp

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