Weitere Infektionen mit neuer Mpox-Klade nach erstem britischem Fall

London – Nach dem ersten Nachweis der mutierten Mpox-Klade Ib in England sind im Umfeld des Betroffenen weitere Menschen erkrankt. Man könne zwei Fälle bei Haushaltskontakten bestätigen, teilte die Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKSHA) gestern mit.
Die beiden Patienten würden in London von Spezialisten behandelt. Zu Geschlecht und Alter wurden keinerlei Angaben gemacht. Ebenso blieb offen, ob damit nun der gesamte Haushalt erkrankt ist. Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung bleibe gering, hieß es.
Die Krankheit sei in Haushalten bei engem Kontakt sehr ansteckend, daher kämen die Fälle nicht unerwartet, wurde die leitende UKSHA-Medizinexpertin Susan Hopkins zitiert.
Die Behörde betonte, dass es Vorbereitungen für ein solches Szenario gegeben habe. Kontakte aller drei Patienten würden nachverfolgt und man biete ihnen Tests und Impfungen ab.
Die Bestätigung der beiden weiteren Fälle kommt nur wenige Tage nachdem Großbritannien seinen ersten Nachweis von Mpox Klade Ib verkündet hatte.
Demnach handelt es sich beim ersten Patienten um eine Person in London, die zuvor in Länder Afrikas gereist war, in denen das Virus in der Bevölkerung vorkommt. Es ist nichts darüber bekannt, ob auch die Haushaltskontakte in Afrika waren.
Insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo greift das Mpox-Virus seit Monaten stark um sich. Dabei steht die wohl Ende 2023 aufgekommene, mutierte Klade Ib unter besonderer Beobachtung. Befürchtet werden schwerere Verläufe als bei Klade II, die sich seit 2022 international ausgebreitet hatte.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie zu Mpox-Infektionen in Haushalten in Großbritannien während des damaligen Mpox-Ausbruchs ergab, dass sich nur 4% der Haushaltskontakte ansteckten.
Der Befund ähnele denen aus früheren Studien aus westafrikanischen Ländern beziehungsweise den USA, schreiben die Forschenden. Das Risiko sei insbesondere für Haushaltskontakte ohne sexuellen Kontakt mit der infizierten Person gering gewesen. (DOI: 10.1017/S0950268824000864 )
Britische Experten werteten die aktuellen weiteren Nachweise vorsichtig. „Ob die neue Klade Ib in europäischen Settings ansteckender ist als die vorherige Klade IIb, ist noch unsicher“, sagte Medizinprofessor Paul Hunter (University of East Anglia).
Der Professor für mathematische Statistik Thomas House von der Universität Manchester sagte dem Science Media Centre (SMC), dass ein Cluster mit zwei Haushaltsinfektionen die Glaubwürdigkeit der Hypothese steigere, dass der aktuelle Ausbruch mit einer höheren Infektiosität in Haushalten einhergehe als der von 2022.
Neben mehreren afrikanischen Ländern ist Klade Ib auch schon in Thailand, Indien, Schweden und Deutschland nachgewiesen worden. Die Infektionen standen im Zusammenhang mit Reisen nach Afrika.
Eine Weitergabe des Virus an enge Kontaktpersonen sei in diesen Fällen nicht bekannt geworden, insofern könnten die beiden Ansteckungen aus London auf eine erstmalige häusliche Übertragung von Klade Ib außerhalb Afrikas hindeuten, sagte Jonas Albarnaz (The Pirbright Institute) dem SMC.
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