WHO-Chef beruft Notfallausschuss wegen Mpox ein

Genf/Addis Abeba – Angesichts einer besorgniserregenden Variante der Mpox in Afrika soll in Kürze der Notfallausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) tagen. Das gab WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus bei einer Pressekonferenz in Genf bekannt. Der Notfallausschuss berät den Generaldirektor in der Frage, ob die WHO eine „Notlage internationaler Tragweite“ (PHEIC) ausrufen soll.
Das Risiko bestehe, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet und auch ferne Länder erreicht, sagte Mpox-Expertin Rosamund Lewis. Die Welt sei durch internationale Flüge sehr vernetzt. Die WHO betonte aber, dass sie keine Reisebeschränkungen empfehle. Vielmehr müssten Menschen über Risiken aufgeklärt werden und Behörden wachsam sein, um Ausbrüche frühzeitig zu entdecken.
Mit der Erklärung einer solchen Notlage rüttelt die WHO Regierungen auf, ihre Überwachung zu verstärken, nach Ausbrüchen Ausschau zu halten und sich auf eine mögliche Ausbreitung vorzubereiten. Alle Maßnahmen werden von Regierungen beschlossen, die WHO hat keine Befugnisse, Maßnahmen anzuordnen.
Hintergrund ist, dass sich die gefährlichere Mpox-Virusvariante, die bislang vor allem in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) vorgekommen ist, offenbar in weitere afrikanische Länder ausbreitet, so Medienberichte. Vor Kurzem war sie demnach bei drei Personen in Kenia und Uganda nachgewiesen worden.
Bei der Variante handelt es sich um eine Mutation von Klade I, das Deutsche Ärzteblatt hatte berichtet. Diese weist Fachleuten zufolge eine höhere Virulenz und Sterblichkeit auf als Klade II, die 2022 auch in Deutschland zu Mpox-Fällen geführt hatte.
Da sich ein Mpox-Virusstamm, der mit mehr tödlichen Verläufen verbunden ist als andere Varianten, in mehreren afrikanischen Ländern ausbreite, „verstärken WHO, Africa CDC, lokale Regierungen und Partner die Maßnahmen zur Unterbrechung der Krankheitsübertragung weiter“, so Ghebreyesus. Es seien jedoch mehr finanzielle Mittel und weitere Unterstützung für eine umfassende Reaktion notwendig.
Mit der Erklärung des Mpox-Ausbruchs zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite kann die WHO Empfehlungen etwa zur Eindämmung der Infektion aussprechen.
Ende Juli hatte die Gesundheitsbehörde Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) aktuelle Daten zur Ausbreitung aller Mpox-Virusvarianten veröffentlicht. Demnach sind seit Beginn dieses Jahres bis zum 28. Juli 2024 14.250 Fälle berichtet worden, davon 2.745 bestätigt und 11.505 Verdachtsfälle. Im gleichen Zeitraum verstarben 456 Personen an der Infektion mit Mpox-Viren.
Den Africa CDC zufolge bedeutet dies eine Zunahme der Häufigkeit um 160 % und der Todesfälle um 19 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Infektionen traten in zehn Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union (AU-MS) auf. Allerdings war die DRK mit 96,3 % der Fälle am häufigsten betroffen. Das galt auch für die Mpox-bedingten Todesfälle, von denen allein 97 % in der DRK vorkamen.
In der DRK wurden 13.791 Infektionen mit Mpox-Viren seit Anfang des Jahres (bis 28. Juli 2024) aus 25 der 26 Provinzen berichtet – drei Provinzen mehr als im Vorjahr. In allen 2.628 bestätigten Fällen ließ sich die Klade 1 der Mpox-Viren nachweisen. Die Übertragung von Mensch zu Mensch, inklusive der Transmission beim Geschlechtsverkehr, wurde als ein Weg der Ausbreitung in der DRK identifiziert, heißt es im Bericht der Africa CDC.
Die Gesundheitsbehörde schätzt das Mpox-Risiko auf dem afrikanischen Kontinent als hoch ein. Zwar seien die Übertragung der Mpox-Viren nur mäßig und die Erkrankung in der Regel selbstlimitierend. Dennoch falle die fallbezogene Fatalitätsrate (CFR) deutlich höher aus als im Rest der Welt. „Obwohl es einen sicheren und wirksamen Impfstoff und eine antivirale Behandlung gegen Mpox gibt, sind diese für die meisten AU-MS nicht ohne weiteres verfügbar.“
Morgen will die Africa CDC auf einer Pressekonferenz weitere Informationen über den Mpox-Ausbruch auf dem afrikanischen Kontinent bekannt geben.
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