Ausland

WHO-Experten beginnen in Wuhan mit Untersuchungen zu Ursprung von SARS-CoV-2

  • Freitag, 29. Januar 2021
Das WHO-Expertenteam heute vor der dem Beginn der Aufklärungsmission in Wuhan. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Ng Han Guan
Das WHO-Expertenteam heute vor der dem Beginn der Aufklärungsmission in Wuhan. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Ng Han Guan

Wuhan – Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind heute in der chinesischen Millionenme­tro­pole Wuhan im Rahmen ihrer Untersuchungen zu den Ursprüngen der Coronapandemie mit Behör­den­vertretern zusammengetroffen. Zum Verlauf dieser Gespräche wurde zunächst nichts bekannt.

Anschließend wollte das WHO-Team erstmals von der Ausbreitung des COVID-19-Erregers betroffene Orte besuchen und mit Wissenschaftlern, Einsatzkräften und früheren Patienten sprechen. In Wuhan war Ende 2019 der weltweit erste Infektionsherd des damals neuartigen Erregers SARS-CoV-2 festgestellt worden, an dem inzwischen mehr als 2,1 Millionen weltweit starben.

Der genaue Ablauf der WHO-Forschungsarbeit in Wuhan war unklar. Die chinesischen Behörden äußer­ten sich dazu nicht. Laut WHO plante das internationale Expertenteam unter anderem Besuche von Krankenhäusern, des Wuhan-Instituts für Virologie sowie des Huanan-Markts. Dieser weiterhin geschlos­sene Markt gilt als Ursprungsort der Coronapandemie.

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Fledermäuse die ursprünglichen Wirte des neuar­ti­gen Coronavirus waren und dieser auf dem Huanan-Markt auf den Menschen übertragen wurde. Unge­klärt ist aber, welches Tier bei der Übertragung auf den Menschen als sogenannter Zwischenwirt diente.

Die WHO-Experten waren vor zwei Wochen in Wuhan gelandet, mussten aber zunächst in Quarantäne. Ihre 14-tägige Isolation endete gestern. Die WHO-Mission ist hochbrisant, weil dabei mögliche Versäum­nisse der chinesischen Behörden in den Anfängen der Pandemie in den Fokus rücken könnten.

Zunächst hatte Peking eine unabhängige interna­tionale Untersuchung der Ursprünge des Virus verwei­gert. Später schwenkte die chinesische Regierung um und verbreitete Thesen, dass das Virus seinen Ursprung in anderen Ländern habe.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte auf Twitter, er habe mit Chinas Gesund­heitsminister Ma Xiaowei telefoniert und in einer „offenen Diskussion“ gefordert, dass die Experten „erforderliche Unterstützung, Zutritte und Daten“ erhielten sowie „die Möglichkeit, umfassend ihre chinesischen Kollegen einzubeziehen“.

Wie politisch aufgeladen die Mission ist, zeigten Äußerungen der neuen US-Regierung noch vor dem offiziellen Ende der Quarantäne des WHO-Teams. Es sei „zwingend erforderlich“, dass der Frage „auf den Grund gegangen“ werde, wie das Coronavirus entstanden sei und sich weltweit verbreitet habe, sagte in Washington die Sprecherin von Präsident Joe Biden, Jen Psaki. Sie äußerte „große Sorge“ über eine mög­liche „Falschinformation“ durch „einige Quellen in China“ und forderte eine „belastbare“ Untersuchung.

Bidens Amtsvorgänger Donald Trump hatte China für den Coronaausbruch und die hohen Opferzahlen verantwortlich gemacht. Er bezeichnete das Coronavirus immer wieder als „China-Virus“ und behauptete mehrfach, das Virus stamme aus einem Labor in Wuhan. Zugleich warf Trump der WHO vor, von China kontrolliert zu werden.

Chinas Außenministerium wies die Äußerungen Psakis scharf zurück. Die Wissenschaftler müssten ihre Untersuchungen „frei von politischer Einmischung“ vornehmen können, sagte Ministeriumssprecher Zhao Lijan. China hoffe, dass die USA „Fakten und Wissenschaft“ sowie „die harte Arbeit des inter­natio­nalen Expertenteams respektieren“ könnten.

Dem Ministeriumssprecher zufolge stehen „Seminare, Exkursionen und Besuche“ mit dem Ziel der „wissenschaftlichen Ursprungsforschung“ auf dem Programm der Experten.

afp/dpa

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