WHO kann Berichte zu Ausbruch mit humanem Metapneumovirus in China nicht bestätigen

Genf/Peking – In einigen Teilen Chinas soll es Medienberichten zufolge zu Ausbrüchen des humanen Metapneumovirus (hMPV) gekommen sein soll. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnte dies jedoch auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes nicht bestätigen. Die WHO verwies auf den wöchentlichen Bericht zu Atemwegsinfektionen des Chinese Center for Disease Control and Prevention (China CDC).
Dem neuesten Bericht der chinesischen CDC vom 2. Januar zufolge sei die Zahl der akuten Atemwegsinfektionen, einschließlich der saisonalen Influenza, RSV und des humanen Metapneumovirus (hMPV), im Vergleich zum Vormonat zwar gestiegen, erklärte Tarik Jašarević, ein Sprecher der WHO dem Deutschen Ärzteblatt.
Das sei aber wie für diese Jahreszeit (Winter auf der Nordhalbkugel) zu erwarten. Die gemeldete Influenzaaktivität sei demnach geringer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Dem Bericht vom 2. Januar zufolge ist der Aufwärtstrend der positiven hMPV-Rate in den nördlichen Provinzen deutlicher. In der Kalenderwoche 52 gab es 6 leichte und 5 schwere bestätigte hMPV-Fälle in Ambulanzen, Notaufnahmen und Krankenhäusern. Auch die Wochen zuvor lagen die Zahlen im einstelligen Bereich.
Vergleichbare hMPV-Fallzahlen in Deutschland und England
Das Robert-Koch-Institut (RKI) listete in seinem Bulletin 22 für Deutschland hMPV-Fälle (KW 40 bis 50, Stand 17. Dezember 2024) mit zuletzt 11 positiv bestätigten Fällen in der 50. Kalenderwoche auf.
Ende des Jahres 2024 zirkulierten im Rahmen des ARE-Praxis Sentinels hauptsächlich Rhinoviren (21 %), mit größerem Abstand gefolgt von humanen saisonalen Coronaviren (hCoV; 13 %) und Adenoviren (9 %).
Influenza A- und B-Viren, Respiratorische Synzytialviren (RSV), Parainfluenzaviren (PIV) und hMPV wurden jeweils mit einer Positivenrate von 7 % nachgewiesen. hMPV wurden dabei vor allem in der Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen detektiert.
Die Fallzahlen aus England nehmen im einstelligen Bereich zu. Der Spitzenwert der prozentualen Positivrate liege ein wenig über dem Wert, der um diese Zeit im vorherigen Jahr erreicht wurde, berichtete der britische Mediziner Paul Hunter, von der University of East Anglia und weiter: „Insgesamt gibt es derzeit keine Anzeichen für ein ernsteres globales Problem.“
Da man sich immer noch in der saisonalen Phase mit hohen Inzidenzen von Atemwegserkrankungen befinde, empfiehlt die chinesische CDC Schutzmaßnahmen, etwa das Tragen von Masken oder Händewaschen.
Das australische und britische Science Media Center hat mehrere Expertinnen und Experten zu dem vermeintlichen Ausbruch in China befragt.
„Derzeit erlebt die nördliche Hemisphäre – einschließlich China – eine erhöhte Prävalenz von hMPV, und obwohl dies besorgniserregend ist, handelt es sich dabei wahrscheinlich um den normalen saisonalen Anstieg im Winter“, sagte etwa Jacqueline Stephens, Epidemiologin an der Flinders University.
hMPV werfe erhebliche immunologische Bedenken auf, insbesondere für gefährdete Bevölkerungsgruppen wie kleine Kinder, ältere Menschen und immungeschwächte Personen, ergänzte Vasso Apostolopoulos, Professor für Immunologie an der School of Health and Biomedical Sciences der RMIT University in Melbourne.
Sie könnten langsamere oder weniger wirksame Immunreaktionen aufweisen, was das Risiko schwerer Komplikationen wie Lungenentzündung, Bronchiolitis oder Verschlimmerungen anderer Atemwegserkrankungen erhöhe.
„Wiederholter Kontakt mit hMPV kann zu einer teilweisen Immunität führen, wodurch nachfolgende Infektionen milder ausfallen“, so der Immunologe. Einen Impfstoff gegen hMPV gibt es nicht. Hygienemaßnahmen und die Entwicklung antiviraler Mittel und Impfstoffe seien daher von entscheidender Bedeutung.
„Es werden neue Impfstoffe entwickelt, die mit einer einzigen Impfung sowohl gegen RSV als auch gegen das humane Metapneumovirus schützen könnten“, hofft Andrew Pollard vom Institut für Pandemiewissenschaften an der Universität Oxford.
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