WHO: Mpox ist nicht das neue COVID-19

Genf – Nach dem ersten importierten Mpox-Fall der neuen Variante Ib in Europa warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor Panik.
Hans Kluge, der WHO-Regionaldirektor für Europa, wies heute darauf hin, dass das Virus schon seit dem vorigen Ausbruch im Jahr 2022 in der Region in Form der Klade II zirkuliert. Laut Kluge treten davon in Europa monatlich derzeit rund 100 Fälle auf.
„Mpox ist nicht das neue COVID“, sagte Kluge in einer Videoschalte mit Medien in Genf. „Wir wissen, wie man Mpox kontrolliert“, betonte er. Der Ausbruch vor zwei Jahren sei durch hohe Wachsamkeit gegenüber Neuinfektionen, Impfungen sowie die direkte Einbindung auch von Männern, die Sex mit Männern haben, unter Kontrolle gebracht worden.
Auch Jürgen May vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg verwies kürzlich im Deutschlandfunk auf einen entscheidenden Unterschied zu COVID hin: Soweit bekannt, würde eine Mpox-Infektion nur stattfinden, wenn (anders als bei COVID-19) auch erkennbare Symptome vorhanden seien. „Das ist natürlich ein riesen Vorteil“, so der Tropenmediziner. So könne man das Infektionsgeschehen viel besser kontrollieren.
Warum Mpox in Europa dennoch nicht ganz ausgerottet wurde, erklärt sich Kluge damit, dass letztlich der politische Wille und die Ressourcen gefehlt hätten. Nun sei die Chance da, sowohl gegenüber neu importierten Fällen der Klade Ib aus Afrika wachsam zu sein, als auch die Klade II effektiv zu bekämpfen, sagte Kluge.
Die WHO hatte wegen der aktuellen Mpox-Ausbrüche in Afrika und der neuen, womöglich gefährlicheren Variante Ib vorige Woche die höchste Alarmstufe ausgerufen. Das soll weltweit für erhöhte Wachsamkeit sowie für die faire Verteilung von Impfstoffen sorgen.
Laut Fachleuten scheint die Klade Ib leichter übertragbar zu sein als bisherige Varianten und zudem häufiger zu schweren Verläufen zu führen.
Kluge betonte jedoch, dass es in Europa bislang nur einen importierten Ib-Fall in Schweden gebe. Die bisher in Europa dominante Variante II werde in der Region überwiegend über engen Hautkontakt übertragen, betroffen seien vor allem Männer, die Sex mit Männern hätten. Das Virus löst Hautausschlag, Fieber und Muskelschmerzen aus.
In diesem Jahr wurden nach Angaben der Africa CDC bis zum 20. August 18.910 Mpox-Fälle – etwa 15.700 Verdachtsfälle und 3.154 bestätigte Fälle – und 541 Todesfälle aus 12 Ländern Afrikas gemeldet. Davon ereigneten sich allein 17.794 Fälle und 535 Todesfälle in der Demokratischen Republik Kongo, wie heute auf der wöchentlichen Pressekonferenz der Africa CDC mitgeteilt wurde.
Die Sterblichkeit (CFR) liegt dort bei fast 3 %. Zum Vergleich: Die Sterblichkeit während der Epidemie in Amerika und Europa 2022 mit Clade IIb lag bei etwa 0,1 %. Das Deutsche Ärzteblatt hat berichtet.
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