WHO-Notfallausschuss tagt aufgrund der Mpox-Ausbreitung

Genf/Addis Abeba – Der Notfallausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist heute zusammengetreten, um zu beraten, ob die Ausbreitung der Mpox in Afrika zu einer gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite (PHEIC) ausgerufen werden sollte. Bis zum frühen Abend war noch keine Entscheidung gefallen.
Die rasche Ausbreitung der Virus-Untergruppe 1b in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) sowie ein Übergreifen des Virus auf mehrere Nachbarstaaten sei „besonders beunruhigend“, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Abhanom Ghebreyesus zur Eröffnung der Beratungen.
Bereits gestern hatten die Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) den Mpox-Ausbruch als gesundheitliche Notfalllage von kontinentaler Bedeutung (PHECS) ausgerufen.
„Dies ist nicht nur eine weitere Herausforderung, sondern eine Krise, die unser kollektives Handeln erfordert“, erläuterte der Africa-CDC-Generaldirektor Jean Kaseya. Mit der Erklärung der PHECS könnten mehr Mittel bereitgestellt werden, um die Länder bei der Eindämmung zu unterstützen.
Hintergrund sind die steigenden Mpox-Zahlen besonders in Afrika. Dort gebe es in diesem Jahr schon mehr als 14.000 Verdachtsfälle und gut 500 Todesfälle, sagte Ghebreyesus zum Auftakt der virtuellen Sitzung mit 16 Expertinnen und Experten.
Darüber hinaus sei es zu mehreren Ausbrüchen mit verschiedenen Varianten, Übertragungswegen und Risiken gekommen. Die meisten Fälle träten in der DRK auf, aber in den vergangenen Wochen seien auch rund 90 Fälle aus vier Ländern der Umgebung gemeldet worden, in denen vorher keine Mpox aufgetreten waren: Burundi, Ruanda, Uganda und Kenia. Die WHO setze alles daran, mehr Impfdosen zu beschaffen.
Dabei will auch die Europäische Union (EU) unterstützen, wie sie heute mitteilte. So beschaffe und spende die EU-Behörde für Notfallvorsorge und -bewältigung (HERA) 175.420 Dosen des Mpox-Impfstoffs des Herstellers Bavarian Nordic. Das Pharmaunternehmen werde weitere 40.000 Dosen an HERA spenden.
Die Verteilung würden die Africa CDC entsprechend dem regionalen Bedarf übernehmen. „Vorsorge und Reaktion auf Gesundheitsgefahren sind ein globales Unterfangen, und wir sind entschlossen, das gemeinsam und solidarisch über Grenzen hinweg zu verfolgen,“ betonte die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Weltweit sind im Juni dieses Jahres WHO-Angaben zufolge 934 Mpox-Fälle aufgetreten, ein leichter Rückgang gegenüber dem Vormonat mit 963 Fällen. Weil aber weniger getestet und nicht alle Fälle gemeldet werden, geht die WHO davon aus, dass die Zahl wahrscheinlich höher liegt.
Von den bestätigten Fällen sind allein 567 aus der Region Afrika gemeldet worden – mit 96 Prozent der Fälle war vor allem die DRK betroffen. 100 Fälle traten in der WHO-Region Europa und 175 Fälle in Nord-, Mittel- und Südamerika auf.
Besorgnis erregt vor allen eine neue Untervariante – eine Mutation von Klade I, das Deutsche Ärzteblatt hatte berichtet. Diese weist Fachleuten zufolge eine höhere Virulenz und Sterblichkeit auf als Klade II, die 2022 auch in Deutschland zu Mpox-Fällen geführt hatte.
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