WHO will Produktion von Dexamethason als COVID-19-Medikament beschleunigen

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Steigerung der Produktion des Wirkstoffs Dexamethason gefordert, der laut einer britischen Studie die Sterblichkeit von schwerkranken COVID-19-Patienten senken könnte.
Die Herausforderung sei nun, die Produktion zu erhöhen und das Medikament „schnell und gerecht“ weltweit dort zu verteilen, wo es „am meisten gebraucht“werde, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gestern.
Wissenschaftler unter Leitung eines Teams der Universität Oxford hatten für die Studie das weithin verfügbare entzündungshemmende Steroid-Medikament zehn Tage lang mehr als 2.000 mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierten Patienten verabreicht.
Demnach reduzierte Dexamethason die Sterblichkeit der von Beatmungsgeräten abhängigen Patienten um 35 Prozent. Bei Kranken, die lediglich Sauerstoff verabreicht bekamen, wurde die Sterblichkeit um ein Fünftel gesenkt. Bei Patienten mit milderem Krankheitsverlauf zeigte Dexamethason hingegen keinerlei Wirkung.
Detaillierte Überprüfungen des klinischen Versuchs wurden bislang allerdings noch nicht veröffentlicht. Obwohl die Daten vorläufig sind, seien die Erkenntnisse der von der britischen Regierung mitfinanzierten Studie „ein Grund zu Feiern“, sage Tedros. Die Nachfrage nach Dexamethason sei bereits gestiegen.
Glücklicherweise handle es sich um ein günstiges Medikament, das weltweit an vielen Orten hergestellt werde. Er sei daher zuversichtlich, das sich die Produktion beschleunigen lasse.
Trotz der nach Angaben der Forscher positiven Ergebnisse der Studie sah das Bundesgesundheitsministerium in der vergangenen Woche keinen Grund, sich mit dem Medikament zu bevorraten. Zunächst solle die Studie geprüft werden, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Er verwies zum darauf, dass die Studie derzeit „noch nicht einmal veröffentlicht“ sei.
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