Zugang zu morphinhaltigen Schmerzmitteln weltweit sehr ungleich verteilt

Genf – Die weltweite Verteilung des Schmerzmittels Morphin entspricht nicht dem medizinischen Bedarf. Das kritisiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem neuen Bericht mit dem Titel „Left behind in pain“.
Laut dem Bericht unterscheidet sich der geschätzte Medianverbrauch von Morphin zwischen Ländern mit hohem Einkommen und Ländern mit niedrigem Einkommen um das fünf- bis 63-fache.
„Menschen mit Schmerzen zurückzulassen, obwohl wirksame Medikamente für die Schmerzbehandlung zur Verfügung stehen, insbesondere im Zusammenhang mit der Versorgung am Lebensende, sollte den politischen Entscheidungsträgern Anlass zu ernster Sorge geben“, sagte Yukiko Nakatani, stellvertretende WHO-Generaldirektorin für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte.
Die Gründe für die Ungleichheit zwischen den Ländern sind laut der WHO vielfältig: Dazu gehörten Faktoren wie gute Regierungsführung sowie zuverlässige und effiziente Beschaffungs- und Lieferprozesse, aber auch Hindernisse wie eine zu restriktive Gesetzgebung und Politik, eine unzureichende Bereitstellung von Dienstleistungen sowie eine falsche Einstellung und Wahrnehmung. „Unangemessen restriktive Anforderungen könnten den Zugang der Patienten behindern, weil sie den Versorgungsfluss behindern oder den Angehörigen der Gesundheitsberufe die Verschreibung und Abgabe erschweren“, hieß es aus der WHO.
Die Organisation weist aber auch auf die potenziell schädlichen Auswirkungen von Opioiden hin. „Solche Bedenken sollten jedoch nicht den Nutzen des Opioidkonsums schmälern, wenn dieser klinisch indiziert ist und von geschultem Fachpersonal sicher angewendet wird“, hieß es aus der WHO.
Neben einer Analyse des Zugangs zu morphinhaltigen Arzneimitteln stellt der Bericht Handlungsmöglichkeiten vor, die darauf abzielen, den sicheren Zugang zu Morphin zu verbessern. Dazu gehört die Umsetzung kleinerer regionaler oder landesweiter Programme, eine Straffung der Beschaffungs- und Lieferprozesse, Qualifikationen des Gesundheitspersonals und die Sensibilisierung für den Nutzen und die möglichen Schäden des Opioidkonsums.
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