Amerikanisches Staatsexamen: Reise ins Ungewisse
Wer als Absolvent einer deutschen Universität in den USA ärztlich tätig sein will, benötigt die Zertifizierung durch die Educational Commission for
Foreign Medical Graduates (ECFMG). Dazu ist neben einem Sprachtest, dem TOEFL, ein zweistufiger MultipleChoice-Test, die United States Medical Licensing Examination (USMLE) Step 1 und 2, zu bestehen. Bisher mussten nur Ausländer darüber hinaus eine Prüfung an Standardpatienten, den Clinical Skills Assessment (CSA), ablegen. Diese Prüfung ist seit Juni auch für Graduierte der US-Universitäten zum Bestandteil des Step 2 geworden. Dieser teilt sich nun auf in einen theoretischen Abschnitt, den so genannten Step 2 CK (Clinical Knowledge), sowie eine praktische Prüfung, den so genannten Step 2 CS (Clinical Skills).
Die ECFMG-Zertifizierung ist aufwendig und wegen der Prüfungsgebühren recht kostspielig. Selbst wer Übung in Prüfungen mit Multiple Choice hat, muss einige Zeit in die Vorbereitung auf das eigene Format des USMLE investieren. Zu den Prüfungsgebühren kommen die Kosten für Repetitionsbücher, Fragesammlungen, CD-ROMs und eventuell für Vorbereitungskurse. Dabei reicht das bloße Bestehen dieses Examens kaum aus, um eine gute Platzierung für die Weiterbildung zu erreichen; hierfür sind hohe Ergebniswerte vorteilhaft.
Der testtheoretische Hintergrund des USMLE ist in den Publikationen des ECFMG und im Internet gut beschrieben (www.usmle.org). Step 1 und Step 2 CK werden am Computer durchgeführt. Diese Prüfungen sind ganzjährig und in vielen Städten weltweit möglich. In Deutschland kann man die Tests in Frankfurt, Hamburg und Berlin ablegen. Die praktische Prüfung kann in Atlanta, Philadelphia, Chicago, Houston und Los Angeles abgelegt werden.
Im Step 1 werden nicht nur die vorklinischen Fächer, sondern auch klinische Grundlagenfächer des deutschen ersten Staatsexamens wie Radiologie, Pharmakologie und so weiter abgefragt. Ein großes Problem ist hier die knapp bemessene Zeit. Außerdem muss man
sich die Inhalte der teilweise weit zurückliegenden Vorklinik wieder ins Gedächtnis rufen. Auch beim Step 2 CK ist die Zeit sehr knapp bemessen. Hier werden die großen klinischen Fächer abgehandelt, außerdem Besonderheiten des US-Gesundheitsversorgungssystems. Inhaltlich ist der Step 2 CK vor allem eine Aneinanderreihung von Patienten: Geschlecht, ethnische Herkunft, klinische Symptome, Differenzialdiagnosen, weiteres Prozedere. Schnelle Entscheidungsfindung ist gefragt. Auch sollte man die gängigen Laborwerte im Kopf haben.
Im Gegensatz zum staatlichen deutschen Multiple-Choice-Examen erscheint zumindest der theoretische Teil des amerikanischen USMLE als ein fairer und sinnvoller Test. Er kann sogar Spaß machen, weil er praxisnah konstruiert ist. Dadurch, dass die Altaufgaben eben nicht schon vorab veröffentlicht wurden und tausendfach an den Kandidaten nach testtheoretischen Gütekriterien geprüft worden sind, bevor sie gewertet werden, ist diese Art der Prüfung valide und ansatzweise dazu geeignet, medizinische Kenntnisse abzuprüfen. Für deutsche Kandidaten ist es allerdings oft sehr schwer, die eigene Prüfungsleistung einzuschätzen. Dies gelingt meist erst, wenn man einige Wochen später die Ergebnismitteilung in den Händen hält – mit den verschiedenen Scores, die sich nach dem Niveau der Mitprüflinge richten. Eine gute Einstufung ist wichtig, weil diese das einzige Kriterium auf dem Lebenslauf ist, den bei einer Bewerbung in den USA die Entscheidungsträger direkt mit dem amerikanischer Bewerber vergleichen können.
Zweifelhafter erscheint der Sinn der praktischen Prüfung, des Step 2 CS. Nach den zwei bestandenen schriftlichen Prüfungen wird der Kandidat hierbei in zehn Begegnungen, die der Situation in einer Ambulanz oder Notaufnahme ähneln, mit medizinischen Laien konfrontiert. Als Standardpatienten simulieren sie ein Krankheitsbild und geben auf Nachfrage dessen Anamnese wieder. Beurteilt werden neben sprachlichem Ausdruck und Soft Skills wie Empathie und
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