Ein Krankenhaus für die Insel San Pedro
Meine 164 Kilogramm Gepäck und ich sind im Flieger verstaut, und wir kommen sogar planmäßig in Cancun, Mexiko, an. Mit dem Sammeltaxi geht es bei brütender Hitze zum Busbahnhof. Dort erfahre ich, dass der nächste Bus in den Süden, Richtung Belize, schon belegt ist. Der Nachtbus, den ich später nehme, ist „luxuriös“ auf 18° Celsius heruntergekühlt, so dass ich trotz Winterpulli in den sechs Stunden Fahrt nicht ein Auge zu mache und nur froh bin, als wir endlich um fünf Uhr morgens in Chetumal ankommen.
Das vorbestellte Grenztransfertaxi ist nicht da und kommt auch nicht mehr. Um sechs Uhr beschließe ich, mit einem Taxi an die mexikanische Seite der Grenze zu fahren, um von dort aus mein Gepäck zu Fuß auf die belizianische Seite zu schleppen.
An der Grenze ist es den Beamten, Gott sei Dank, noch zu früh, um etwas an meinen Papieren zu bemängeln. Hinter dem Zollgebäude treffe ich drei recht übernächtigte, angetrunkene junge Männer, die sich bereit erklären, mich und das Gepäck bis nach Corozal (ca. 10 km) mitzunehmen, damit ich das Boot zur Isla Bonita, San Pedro, noch schaffe. Trotz ihrer Hilfe bin ich heilfroh, als ich im Boot sitze und sich die Männer lauthals verabschieden.
Zweieinhalb Stunden später: Wiedersehen in San Pedro: Dr. Daniel Gonzales bestaunt die neuen Sachen, die ich aus Deutschland mitgebracht habe, und nach einer kurzen Erfrischungspause machen wir uns auf, unsere neue „Ambergris Hopes Clinic“ einzurichten. Mit vereinten Kräften ist das, was wir zusammen getragen haben, in gut fünf Stunden eingerichtet. Und wir beschließen, bei kühlen Frucht-Shakes den Feierabend einzuläuten.
Todmüde, aber sehr zufrieden, schlafe ich ein. Jetzt müssen nur noch das Ultraschallgerät und der Transport mit der OP-Einrichtung, dem Krankenhausbett, dem Babybett, den Medikamenten, der Kleidung, dem Spielzeug et cetera aus Deutschland ankommen. Es soll noch drei Monate dauern, bis alle Zollprobleme überwunden sind und das Material wirklich in der Klinik eintrifft.
Es ist Donnerstagnacht, Dr. Dani, wie man Dr. Gonzales hier nennt, ist die ganze Nacht in der Klinik. Nach einigen „normalen“ Notfällen wird eine junge Frau mit starken Unterbauchschmerzen per Boot und Taxi eingeliefert. Sie weiß, dass sie seit acht Wochen schwanger ist. Dr. Dani stellt mit Hilfe des gespendeten Ultraschallgerätes schnell die richtige Diagnose: rupturierte Eileiterschwangerschaft. Es ist drei Uhr morgens, als ich von meiner Vermieterin gerufen werde, die mir ihren Golfcart anbietet, damit ich schneller in die Klinik komme. Ich höre noch etwas von „starken Blutungen“, dann bin ich unterwegs. In der Klinik gerät die Patientin mehr und mehr in Schock.
Dr. Dani beginnt die Organisation des Weitertransportes, denn in San Pedro kann sie nicht behandelt werden. Es gibt noch keinen Operationssaal in der „Ambergris Hopes Clinic“. Sie muss ins Krankenhaus nach Belize City verlegt und „sofort“ operiert werden, das heißt in etwa drei Stunden. Denn so lange wird es dauern, bis sie schließlich dort angekommen ist. Da die nötigen Rettungswege fehlen, wird notdürftig ein Taxi zum Krankentransport umgebaut und auch aus dem kleinen Sportflugzeug müssen erst noch die Sitze ausgeschraubt werden, bis die Patientin eingeladen und auf dem Boden festgezurrt werden kann.
Mittlerweile habe ich zwei große Zugänge gelegt sowie Ringer und die einzigen 500ml Neun- Prozent-Gelatine angehängt – Blut haben wir nicht. Der Patientin geht es zunehmend schlechter. Als das Flugzeug mit der Patientin und Dr. Dani an Bord abhebt, veranlasse ich die Beleuchtung der Landebahn in Belize-City. Man versichert mir, in Belize City stehe ein Krankenwagen am Flughafen bereit. Fehlanzeige – nach zwei weiteren Telefonaten kommt der Krankenwagen schließlich doch und die Patientin kann nach einer Notoperation mit Bluttransfusion gerettet werden.
Bei meiner Rückkehr in die Klinik übernehme ich allein die Versorgung einer Hochrisikoschwangeren zur Entbindung. Ich hoffe, dass Mutter und Ki
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