Partnerschaft mit dem Siauliai Psychiatric Hospital in Litauen
Am 16. Februar 2001 gründeten das Siauliai Psychiatric Hospital in Litauen und das Zentrum für soziale Psychiatrie Hochtaunus gGmbH in Friedrichsdorf/Taunus (Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie), unterstützt vom Landeswohlfahrtsverband Hessen, eine Partnerschaft zum Zweck des Erfahrungsaustausches in wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Fragen. Mit der Beziehung zwischen den Einrichtungen soll das Zusammenwachsen der europäischen Staatengemeinschaft gefördert und begleitet werden.
Nachdem im Februar 2001 zwei leitende Mitarbeiter des Siauliai Psychiatric Hospital zu einem mehrtägigen Besuch im Zentrum für soziale Psychiatrie Hochtaunus gewesen waren, stattete die Leitung des hiesigen Krankenhauses vom 12. bis 15. Juni 2003 einen Gegenbesuch in Siauliai ab.
Litauen ist der größte der drei baltischen Staaten und zählt 3,5 Millionen Einwohner. Die Unabhängigkeit als Republik erlangte Litauen 1990. Siauliai ist mit circa 150 000 Einwohnern die viertgrößte litauische Stadt. Sie gilt als wichtiges kulturelles Zentrum. Die Kriege des 20. Jahrhunderts haben Siauliai fast völlig zerstört, sodass das Stadtbild heute durch Nachkriegsarchitektur geprägt ist. Nur einzelne rekonstruierte Straßenzüge sowie die Peter-und-Paul-Kathedrale (17. Jahrhundert) lassen das einstige architektonische Gepräge erkennen. Das „Herz“ von Siauliai bildet die Vilniusstraße, eine Fußgängerzone mit altem europäischem Charme.
Das psychiatrische Krankenhaus, dem unser Besuch in erster Linie galt, liegt innerhalb der Stadt. Es hat einen Versorgungsauftrag für 371 000 Einwohner in Siauliai und Umgebung.
Die Klinik, ein Gebäude mit teilweise maroder Bausubstanz, umfasst 210 Betten und 25 Tagesstättenplätze. Es gibt eine geschlossene akute Frauenabteilung (55 Betten), eine geschlossene akute Männerabteilung (55 Betten) und zwei offene allgemein-psychiatrische Abteilungen (jeweils 50 Betten). Gerontopsychiatrische Patienten (Patienten älter als 65 Jahre) werden aus Platzgründen in einer anderen Klinik in Siauliai versorgt. Suchtpatienten werden zum Beispiel bei Delir oder Alkoholhalluzinose im Siauliai Psychiatric Hospital behandelt, reine Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlungen erfolgen in einer Suchtfachklinik in Siauliai. Die Patienten sind durchweg in Mehrbettzimmern untergebracht.
Die Aufnahmen in die Klinik werden zentral in einer so genannten Empfangsabteilung durchgeführt. Für maximal 48 Stunden besteht die Möglichkeit zur zwangsweisen Unterbringung von Patienten ohne richterliche Überprüfung. Ist eine längere Unterbringung erforderlich, so übergibt eine Verbindungsperson zwischen der Klinik und dem Gericht einen entsprechenden Antrag an den zuständigen Richter.
Dem Ärztlichen Direktor unterstehen ein Stellvertreter des Direktors für Pflege sowie ein Stellvertreter des Direktors für den Haushalt. Die einzelnen Krankenabteilungen werden von einem ärztlichen Abteilungsleiter geführt.
Das Siauliai Psychiatric Hospital beschäftigt zurzeit 15 Psychiater (Fachärzte und Assistenzärzte), einen Neurologen, einen Internisten, eine Psychologin/Psychotherapeutin sowie fünf Sozialarbeiter. Bewegungs- und Ergotherapie werden von so genannten Beschäftigungspflegern wahrgenommen, die dem Pflegedienst angehören.
Das psychiatrische Krankenhaus kooperiert mit niedergelassenen Allgemeinärzten, Fachärzten, einem Suchtzentrum, einer psychotherapeutischen sowie kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung (angegliedert an ein Allgemeinkrankenhaus).
Die Diagnosenstatistik stellte sich im Jahr 2002 wie folgt dar (nach ICD 10):
F 0 (organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen): neun Prozent;
F 1 (psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen): vier Prozent (davon 99 Prozent Störungen durch Alkohol, ein Prozent durch illegale Drogen und andere psychotrope Substanzen);
F 2 (Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen): 53 Prozent;
F 3 (affektive Störungen): 26 Prozent;
F 4 (
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