Börsebius

„German Angst“ oder die Lust der Deutschen, nicht der Reichste auf dem Friedhof sein zu wollen

  • Mittwoch, 17. Januar 2018

Echt jetzt, die Deutschen sind schon eine seltsame Spezies. Zumindest in Sachen Geldanlagen. Da scheuen die Teutonen das Risiko wie der Teufel das Weihwasser. Die Zahlen kennt jeder (oder auch nicht), sie sind gleichwohl des Staunens würdig: Nur sechs (!) Prozent halten Aktien, fast die Hälfte der Deutschen lassen Milliarden (!!) unverzinst auf Girokonten herumliegen, während sie auf der anderen Seite wie verrückt Gold kaufen, das natürlich null Rendite abwirft.

Womit hat das alles eigentlich zu tun? Das ist doch ziemlich klar, erklären einem viele Kenner der Szene. Die Risikoaversion sei der Kern von „German Angst“. Quasi deutsches Kulturgut. Und die „German Angst“ habe eben damit zu tun, dass tief in des Deutschen Unbewussten die Erfahrungen früherer Hyperinflationen und Währungskollapse zweier Weltkriegsfolgen eingegraben sind. Genau dieses kollektive Gedächtnis führe ja auch heutzutage immer zu einem Goldanstieg, wenn die Europäische Zentralbank umstrittene Entscheidungen trifft. Das Anwerfen der Geldpresse durch die EZB etwa würde besonders die Deutschen ängstigen.

Wie immer, wenn etwas ziemlich plausibel klingt, lohnt es sich vielleicht, doch intensiver hinzuschauen. Und genau das hat „Borwin Bandelow“ getan. Der Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen gilt als Fachmann gerade für Ängste von Nationen. Bandelow packt dann doch etwas Überraschendes aus. Er meint, dass die besondere Ängstlichkeit der Deutschen zum einen im Vergleich zu anderen Nationen in der Tat auffällt, aber zum anderen schon viel älter (als nur ein Jahrhundert) ist. Donnerwetter.

Der Angstforscher legt die Wurzeln der deutschen Angst sogar Tausende Jahre zurück. Unsere Vorfahren seien aus der Gegend von Äthiopien gekommen, und die gewaltigen klimatischen Unterschiede konnte nur der überleben, der vorgesorgt habe. Die Mutigen (also die Spekulanten), die sich keine Vorräte zugelegt haben, seien einfach verhun­gert. Nur der Sparsame konnte sich also auf Dauer halten. Die natürliche Auslese des Ängstlichen habe am Ende gesiegt (und somit den Weg in die heutigen Gene geschafft.) 

Interessante Theorie. Sei es, wie es sei. Hol der Teufel die Angst. Wenn es denn geht. Ich will an dieser Stelle nun doch mal eine Lanze brechen auf die Lust darauf, Millionär werden zu wollen. Ach, was sage ich, werden zu können.

Mit einem Fondssparplan über 30 Jahre und einer monatlichen Rate von 1.200 Euro bei sechs Prozent Wertentwicklung p. a. ist dieses ehrgeizige Unterfangen durchaus möglich, immer vorausgesetzt, der Fonds brilliert einerseits mit einem guten Management und anderseits mit geringen laufenden Kosten. Aber auch, wer monatlich weniger zur Seite legen kann, kommt immer noch auf respektable Summen am Ende der Laufzeit. In meiner Börsebius-Top-Ten-Masterliste (diese können sie kostenlos unter rombach@rompress.de anfordern) nenne ich, wenn Sie wollen, einige geeignete Fonds.

Es ist sicher nicht des Menschen hehrstes Ziel, der reichste Mensch auf dem Friedhof werden zu wollen. Aber auf das Gegenteil durch aktives Unterlassen oder falsches Tun hinzuwirken, bringt es auch nicht so richtig. Irgendwas dazwischen scheint mir angemessen. Mehr ist am Ende mehr. Für wen auch immer.

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