Dr. werden ist nicht schwer...
Ich bin doch nicht blöd
Ich habe die angeregte Diskussion auf meinen letzten Beitrag mit Spannung verfolgt. Sie spiegelt interessanterweise teilweise meinen inneren Konflikt und Gespräche mit mir vertrauten Personen wieder.
Mir ist bewusst, wie meine Vita auf andere wirken muss. Andererseits bekomme ich immer wieder sofort eine Stelle. Zudem hat zumindest eine der von mir verlassenen Kliniken reagiert und nimmt mittlerweile auf den Ausbildungswunsch der Assistenten Rücksicht. Eine andere hat übrigens meinen Nachfolger mittlerweile gekündigt, weil die "Fallzahlen die Stelle nicht mehr hergeben". Dass sich die Oberärzte die Taschen mit doppelt besetzten Rufbereitschaften über Jahre nicht zu knapp gefüllt haben, ist eine zusätzliche würzende Randnotiz.
Die skeptischen Kritiker liegen in der Sache nicht falsch. Doch grundsätzliche Zustimmung ist bekanntermaßen die höflichste Form der Ablehnung. Es gelingt mir nicht, den gebotenen Perspektiven etwas abzugewinnen. Ich sehe Fach- und Oberärzte, die nicht operieren können, es aber tun. Ich sehe Assistentenkollegen, deren Karriere abgesehen vom alljährlichen Gehaltsanstieg kein Vorwärts aufweist, während das Privatleben zunehmend verwaist. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, ja. Aber wenn es doch wenigstens Lehrjahre wären…
Der Mitläufer läuft möglicherweise aus der Angst mit, als Querulant bezeichnet zu werden. Oder in der Hoffnung, dass die Herde zum grüneren Gras läuft. Wer seine Gesundheit, sein Privatleben, sein Karriereziel und seine Selbstachtung opfern möchte, soll dies tun. Ich werde mich nicht derart verbiegen und beneide oder bewundere solche Kollegen kein bisschen um diese Form der Opferbereitschaft oder Ignoranz.
Die Schuldfrage (die ein Kommentar in den Raum warf) ist mir dabei relativ egal (Ferndiagnosen über meine Persönlichkeitsstruktur ebenfalls). Das Ergebnis ist für mich relevant. Die Schuld nehme ich gerne auf mich und etikettiere mich als "NICHT KOMPATIBEL". Ich täte mir leid, wenn mich strafende Blicke hierfür betroffen machten.
Bei meinem letzten Bewerbungsgespräch habe ich deutlich darauf hingewiesen, was mich bei meinen Berufswechseln bewegt hat. Man hat mich dennoch trotz Alternativen genommen. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.
Desto besser die Versprechungen, umso skeptischer
Anton Pulmonalis
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