Dr. werden ist nicht schwer...

Wenn James Bond bei Aldi einkauft

  • Montag, 29. Oktober 2012

Im aktuellen Bondfilm wird das undenkbare geschehen: 007 trinkt Bier! Der Bierhersteller Heineken legt einen ausreichend gefüllten Geldkoffer auf den Tisch und schon ist es vorbei mit einer jahrzehnte­langen Tradition, die uns als Stil verkauft wurde. Vielleicht geht Bond ja im nächsten Film bei Aldi einkaufen. Meiner Klinik muss es scheinbar ähnlich ergehen wie den Filmemachern aus Hollywood.

Neulich sollte ich doch tatsächlich einen alten Mann, der die durchschnittliche Lebenserwartung um mehr als ein Jahrzehnt überschritten hatte, einem invasiven diagnostischen Eingriff unterziehen, dessen Ergebnis für ihn sicherlich keine therapeutischen Konsequenzen gehabt hätte (es sei denn durch Komplikationen). Somit ging ich zum leitenden Oberarzt, der mich für diesen Eingriff eingeteilt hatte, und sagte, dass ich den Eingriff nicht machen werde, da ich ihn für Körperverletzung halte, weil es keine vertretbare Indikation hierfür gebe.

Bereits am Vortag war ich in der Besprechung mit meinem argumentativen Vorstoß, dass wir den Patienten lieber in Wohlbefinden nach Hause entlassen sollten, auf fehlende Rezeptoren gestoßen. Da prinzipielle Zustimmung bekanntermaßen die höflichste Form der Ablehnung ist, begann der interessante Teil der Ausführungen meines Oberarztes erst nach der Beipflichtung aus medizinischer Sicht. „Was glaubst Du, wird der zuweisende Kollege sagen, wenn wir den Patienten nicht nach Wunsch operieren und sagen, dass die Indikation nicht stimmt?“, leitete er diesen Teil ein und endete damit, dass besagter Kollege uns keine Patienten mehr zuweisen werde und wir uns hier für die niedergelassenen Kollegen prostituieren müssten.

Am Ende wurde gemacht, was ich nicht verhindern konnte und der Patient hatte das Glück, keine messbaren Schäden davonzutragen.

Trinkt kein Heineken, wird den neuen Bond nicht im Kino gucken und prostituiert sich nicht für niedergelassene Kollegen,

Euer Anton Pulmonalis

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