800 Krebsmarker im Blut vermutet
Not macht erfinderisch. Studien, nach denen die Überlebensraten bei Krebs in Großbritannien niedriger sind als in anderen westlichen Ländern mit gleichem Lebensstandard, haben offenbar den Nerv von Cancer Research UK getroffen, der führenden britischen Krebsstiftung. Ein genereller Bluttest auf Krebserkrankungen soll jetzt die Krebsfrüherkennung für die Bevölkerung attraktiv machen. In einem ersten Schritt hat das UK Early Cancer Detection Consortium 19.000 wissenschaftliche Publikationen nach möglichen Biomarkern gesichtet. Auf der Cancer Conference in Liverpool wurden die Ergebnisse vorgestellt.
Mehr als 800 verdächtige Substanzen werden von den häufigen Krebserkrankungen ans Blut abgegeben. Ob sich einige davon zu einem einzigen Bluttest kombinieren lassen, ist offen. Technisch ist der gleichzeitige Nachweis von hunderten von Substanzen heute möglich. Doch ob das Ergebnis einen Sinn ergibt, ist eine andere Frage. Die bisherigen Erfahrungen mit Tumormarkern waren größtenteils ernüchternd. Die meisten, wie CA-125 oder Alpha-1-Fetoprotein werden zur Verlaufskontrolle bei Krebserkrankungen eingesetzt. Bei der Früherkennung scheitern die Tests häufig an einer geringen Spezifität.
Da die Zahl der Menschen mit unentdeckten Tumoren in einem Bevölkerungsscreening niedrig ist, kann schon eine geringe Quote von falsch-positiven Ergebnissen eine Flut von Nachuntersuchungen oder unnötigen Therapien auslösen, wie dies seit längerem für den bekanntesten Tumormarker, das prostataspezifische Antigen diskutiert wird. Dies schließt allerdings nicht aus, dass unter den 800 Tumormarkern nicht doch der eine oder andere Treffer ist. Man kann Cancer UK nur Glück bei ihrem Projekt wünschen. Ein Bedarf von Biomarkern für die Krebsfrüherkennung lässt sich nicht abstreiten.
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