Breitband-Internet raubt Deutschen den Schlaf
Das „Turbo-Internet für alle“, das die Bundesregierung demnächst auch in den verschlafensten Dörfern der Republik installieren will, um die Wirtschaft durch bessere Kommunikation auf Trab zu halten, hat nicht nur Anhänger. Zu den Mahnern gehört jetzt ausgerechnet ein Ökonom. Francesco Billari von der Bocconi Universität in Mailand warnt, dass der Breitband-Internetzugang ein wichtiges Wirtschaftsgut gefährdet – den ausreichenden Schlaf der Bevölkerung.
Schon heute gingen jedes Jahr in Deutschland etwa 200.000 Arbeitstage durch Schlafmangel verloren, schreibt Billari, der sich auf einen Report der RAND-Corporation beruft. Die US-Experten hatten ausgerechnet, dass die Arbeitsausfälle jährlich zu wirtschaftlichen Verlusten von 60 Milliarden US-Dollar führen oder 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Demnächst könnten es laut Billari noch mehr sein.
Menschen, die einen DSL-Anschluss haben, schlafen im Durchschnitt 25 Minuten weniger als Menschen ohne DSL-Anschluss, hat Billari recherchiert. Der Grund ist die private Nutzung des Internets. Weil das Surfen am Arbeitsplatz nicht so gern gesehen wird, finden viele Menschen nur in den späten Abendstunden Zeit dafür. Die Folge ist eine Verkürzung des Schlafes.
Deutschland könnte hier der Argumentation von Billari zufolge einen wichtigen Standortvorteil verspielen. Denn nach dem RAND-Report erhalten in Deutschland derzeit nur neun Prozent der Bevölkerung weniger als sechs Stunden Schlaf. In Großbritannien sind es schon 16 Prozent und in den USA bereits 18 Prozent. Ob dies eine Folge der besseren Internetversorgung in den angelsächsischen Ländern ist?
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