iPhone-App diagnostiziert Vorhofflimmern
Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Patient Ihnen demnächst offenbart, er leide unter Vorhofflimmern. Woher er das weiß? Nein, Palpitationen oder Bewusstlosigkeit (beides sehr unsichere Zeichen) hat er vielleicht nicht verspürt. Die Diagnose hat eine App, ein sogenannter Pulszähler, auf seinem Smartphone gestellt. Um den Puls zu bestimmen, hält der User einen Finger vor die Linse der Kamera. Die App stellt die LED-Lampe an und misst die Veränderung der Hautfarbe. Einige Apps nutzen auch die Frontkamera, um subtile Veränderungen der Gesichtsfarbe aufzuzeichnen.
Die Durchblutung im Finger und im Gesicht ändert sich bei jedem Herzschlag, weil mit jeder Systole ein Schwall frisches oxygeniertes Blut in die oberflächlichen Kapillaren transportiert wird. Die Pulsoxymetrie nutzt dieses Phänomen zur Bestimmung der Sauerstoffsättigung. Auf Intensivstation trägt jeder Patient solch ein Gerät. Der Pulsmesser in der App zeichnet ein Photoplethysmogramm auf. Aus ihm ist leicht zu erkennen, ob der Puls regelmäßig ist. Ein unregelmäßiger Puls ist ein recht guter Marker für das Vorhofflimmern.
Bryan Yan von der Chinesischen Universität in Hongkong hat einen Pulsmesser getestet, den die US-Firma Cardiio Inc, ein Ableger des Massachusetts Instituts of Technology in Boston, für das iPhone entwickelt hat. Bei 85 älteren Patienten (mittleres Alter 72 Jahre) wurden dreimal über 20 Sekunden die Photoplethysmogramme aufgezeichnet. Eine Pulsunregelmäßigkeit in einer der drei Untersuchungen wurde als Vorhofflimmern gewertet. Danach wurde die Diagnose durch ein EKG gesichert.
Insgesamt 25 der 85 Patienten hatten im EKG ein Vorhofflimmern. App und Kamera des iPhone 6S lagen in den meisten Fällen richtig. Die Sensitivität betrug laut Yan 92,6 Prozent und die Spezifität 94,8 Prozent. Das ist kein schlechtes Ergebnis. Der Arzt sollte die Diagnose jedoch durch ein EKG bestätigen, bevor er eine Therapie veranlasst.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: