Kleider machen Ärzte
Mediziner mögen nicht mehr die Halbgötter in Weiß sein, die Signalwirkung ihrer Kleidung sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Besonders wichtig kann ein guter erster Eindruck auf der Intensivstation sein, denn hier begegnen sich Ärzte, Patienten und Angehörige oft nur für einen kurzen Zeitraum, in dem aber häufig wichtige Entscheidungen zu treffen sind – nach Möglichkeit gemeinsam mit Patient oder Angehörigen. Treten Ärzte hier in gewöhnlicher Kleidung auf, müssen sie damit rechnen, für inkompetent angesehen zu werden. Dies zeigt die Umfrage, die Selena Au von der Universität Calgary bei Angehörigen von Intensivpatienten durchführte.
Den Teilnehmern wurden Fotos von 8 männlichen und weiblichen Models aus vier unterschiedlichen ethnischen Gruppen (weiß, schwarz, indianisch und asiatisch) vorgelegt. Die vermeintlichen Ärzte waren entweder im weißen Kittel, in OP-Kleidung („scrubs“), im Anzug oder in Straßenkleidung („casual“) abgebildet. Gefragt nach ihrem Eindruck wurden die Weißkittel mit Abstand (52 Prozent) als die besten Mediziner eingestuft, gefolgt von den Ärzte in „scrubs“ (24 Prozent). Mediziner in Anzug (13 Prozent) oder Straßenkleidung (11 Prozent) machten deutlich weniger Eindruck. Weißkittel wurden als klüger und ehrlicher eingestuft. Zusammen mit den „Scrubs“-Trägern wurden sie als kompetent und fürsorglich eingestuft.
Die weiteren Antworten zeigen, dass oft Kleinigkeiten entscheiden. Sichtbare Tattoos oder Piercings kommen bei den kanadischen Patienten und ihren Angehörigen nicht gut an. Natürlich sollte man Ärzten nicht vorschreiben, welchen Körperschmuck sie tragen dürfen. Ein guter erster Eindruck kann jedoch viel Zeit und Überzeugungsarbeit sparen, auch oder gerade auf der Intensivstation. Die Erfahrung zeigt, dass viele Menschen in Notsituationen, in denen sie sich auf Intensivstation immer befinden, eher zu einer konservativen Weltsicht neigen.
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