Gesundheit

Nobelpreis: Erfahrung statt Genie

  • Dienstag, 8. November 2011

Einstein soll einmal gesagt haben, ein Forscher, der bis zum Alter von 30 Jahren keinen wesentlichen Beitrag zur Wissenschaft geleistet hat, wird es niemals schaffen. Einstein hat mit 42 Jahren den Nobelpreis für seine Erklärung des photoelektrischen Effekts erhalten, die er mit 36 Jahren schrieb. Also eigentlich schon zu spät. Das ist lange her. Heute müssen Nobelpreisträger befürchten, dass sie der Tod früher ereilt als der Anruf aus Stockholm.

Hatte vor 1905 noch jeder fünfte Preisträger seine Entdeckung vor dem 30. Lebensjahr gemacht, ist dies seit 2000 kein einziges Mal mehr vorgekommen. Das mittlere Heureka-Alter liegt heute bei 48 Jahren, hat der Bruce Weinberg von der Ohio State University recherchiert. Die langjährige Erfahrung scheint das jugendliche Genie abgelöst zu haben.

Die Ursache ist in den komplexeren Forschungen zu suchen. Die meisten Nachwuchsforscher haben die 30 überschritten, bevor sie in einem anspruchsvollen Gebiet ihre Dissertation geschafft haben. Erst dann können sie hoffen, dass ihre Forschungsanträge überhaupt zur Kenntnis genommen werden.

Das junge Genie, das alles über den Haufen wirft, ist ein heute nur noch eine romantische Vorstellung (woran auch das G8-Abitur nach der 12. Klasse und die Abschaffung der Wehrpflicht nichts ändern wird). Für die Biografie von Wissenschaftlern ist dies eigentlich eine gute Nachricht. Niemand muss befürchten, dass er bereits mit 30 bis 35 Jahren zum alten Eisen gehört. Nur für das Nobelpreiskomittee steigt der Stress. Sie muss sich schneller entscheiden, wen sie für preiswürdig hält.

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