Gesundheit

Oktoberfest: Alkohol lässt Herz der Besucher schneller schlagen

  • Freitag, 28. April 2017

Der Besuch des Münchner Oktoberfests lässt bei vielen Menschen das Herz schneller schlagen. Fast jeder fünfte Gast, den Mediziner der Universität München mit einem EKG untersuchten, hatte eine Sinustachykardie, noch bevor er das erste Glas Bier getrunken hatte. Mit jedem Glas stieg die Prävalenz des harmlosen Herzrasens. Am Ende war der Herzschlag bei drei von zehn Besuchern auf über 100 pro Minute gestiegen.

Eine Zunahme von Vorhof-Arrhythmien, die unter Umständen einen Krankheitswert haben, konnte das Team um Stefan Brunner und Moritz Sinner vom Klinikum der Universität München jedoch nicht feststellen, obwohl Blutalkoholkonzentrationen von bis zu drei Promille (im Atemtest) gemessen wurden. Der Besuch des Oktoberfests und der damit verbundene Alkoholkonsum scheint – jedenfalls für junge Menschen ohne Vorerkran­kun­gen – aus kardiologischer Sicht ungefährlich zu sein.

Eigentlich hatten die Forscher erwartet, dass mit dem Alkoholkonsum auch die Häufig­keit von Vorhof-Arrhythmien ansteigt. US-Mediziner hatten dieses Holiday-Heart-Syn­drom 1978 bei einer kleinen Gruppe von Partygängern beschrieben, die nach einem exzessiven Alkoholkonsum in einer Klinik in New Jersey behandelt wurden und bei denen die Kardiologen keine Ursache für die Herzrhythmusstörungen gefunden hatten.

Seither wird das Phänomen immer wieder in Notfallaufnahmen beobachtet. Nach einer US-Studie soll bei bis zu 65 Prozent aller Patienten im Alter unter 65 Jahren, die mit einer Vorhof-Arrhythmie eingeliefert wurden, Alkohol beteiligt gewesen sein (Arch Intern Med 1983; 143: 1882–5). Auch in Finnland ist das Phänomen bekannt (Br Heart J 1987; 57: 468–473).

Ein gesellschaftlich relevantes Problem scheint das Holiday-Heart-Syndrom (jedenfalls unter den Besuchern des Oktoberfests) nicht zu sein. Schädlicher für das Herz könnte der chronische Alkoholkonsum sein. In der Framingham Heart Study und in der Copen­hagen City Heart Study wurde eine Assoziation gefunden. Sie bestand allerdings nur bei einem stärkeren Konsum von mehr als 35 Drinks pro Woche (in der Framingham Heart Study).

Brunner and Sinner konnten unter den Teilnehmern der KORA S4 Studie, die über 4.000 Einwohner der Stadt Augsburg begleitet, keine sichere Assoziation auf­zeigen. Die Teilnehmer hatten allerdings weniger getrunken als einige Teilnehmer der Framingham Heart Study.

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