Gesundheit

Olympioniken leben (nicht unbedingt) länger

  • Freitag, 14. Dezember 2012

Der Tod des ersten Marathonläufers Phidippides, der nach seiner Ankunft in Athen 490 v. Chr. tödlich zusammenbrach, ist für alle Sportverächter der Beweis, dass sich die Anstrengungen von Leistungsportlern nicht auszahlen. Die meisten medizinischen Fachgesellschaften sehen dies bekanntlich anders. Sie empfehlen der Bevölkerung Sport, um Krankheiten abzuwehren und die Gesundheit von Körper und Geist bis ins hohe Alter zu erhalten.

Das Team um Frouke Engelaer von der Universität Leiden in den Niederlanden hat jetzt untersucht, ob Olympioniken tatsächlich länger leben. Ihre Untersuchung umfasst 9.889 Athleten, die an den Olympischen Spielen der Jahre 1896 bis 1936 teilgenommen hatten und für die Geburts- und Sterbedaten ermittelt werden konnten. Die Sportler wurden hinsichtlich der kardiovaskulären Anstrengungen (dynamisch oder statisch) in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt.

Herauskam, dass Teilnehmer mit der größten körperlichen Belastung, etwa die Ruderer oder Radfahrer, keine höhere Lebenserwartung hatten als etwa Golfer oder Cricketspieler, bei denen eher die mentale Fitness über den Erfolg im Sport entscheidet. Für einige Kontaktsportarten wie Boxen, deren Ausübung mit Verletzungen einhergehen kann, ermittelte Engelaer sogar eine um 13 Prozent erhöhte Mortalität, sprich eine verkürzte Lebenserwartung.

Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt David Studdert von der Universität Melbourne. Sein Team beschränkte die Studie auf 15.174 Medaillengewinner der Olympischen Spiele von 1896 bis 2010 aus neun Ländern, denen jeweils Kontrollen aus der Allgemeinbevölkerung gegenübergestellt wurden. Ergebnis: Die Medaillengewinner hatten eine um 2,8 Jahre höhere Lebenserwartung. Besonders hoch war der Gewinn für die Ausdauersportarten, gefolgt von den gemischten Sportarten. Für die primären Kraftsportarten konnte Studdert dagegen keinen Überlebensgewinn zeigen.

Der Vorteil der Elitesportler scheint dem Editorialisten Adrian Bauman von der Universität Sydney für die Normalbürger nicht unerreichbar. Wer sich jede Woche 150 Minuten sportlich betätige, wie dies die Präventivmediziner fordern, könnte durchaus die Lebenserwartung eines Olympioniken erreichen, glaubt Bauman. Fußballer sind in dieser Hinsicht übrigens kein Vorbild. Die Lebenserwartung von 812 deutschen Kickern mit internationaler Erfahrung lag in einer früheren Untersuchungen 1,9 Jahre unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.

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