Risiko SIRVA: Bei Grippe-Impfungen nicht zu hoch zielen
Die Ständige Impfkommission hat dieser Tage die Bevölkerung aufgerufen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Der heftige Verlauf der letzten Grippesaison mit geschätzten 4,1 Millionen grippebedingten Arztbesuchen und rund 16.000 grippebedingten Krankenhauseinweisungen dürfte viele Menschen motivieren, sich impfen zu lassen. Sie erwarten von ihrem Arzt, dass die Injektion des Impfstoffes in den Oberarm möglichst schmerzfrei ist. Vor allem aber darf sie keine Schädigung der Schulter nach sich ziehen.
Über Schulterverletzungen nach Impfung (SIRVA, shoulder injury related to vaccine administration) wird in der Literatur immer wieder berichtet. Ursache ist meistens eine Verletzung der Bursa subdeltoidea/subacromialis. Bezogen auf die Gesamtzahl der Impfungen ist die SIRVA zwar selten. Eine aktuelle Abfrage der Datenbank des Paul Ehrlich-Instituts ergab für die letzten 15 Jahren aber immerhin 313 Verdachtsmeldungen, von denen 59 bestätigt werden konnten. In 40 SIRVA-Fällen wurde eine Bursitis diagnostiziert.
Als weitere Diagnosen wurden Tendinitis, Synovitis, Tendovaginitis, Entzündung des Schultergelenkes, Osteomyelitis (sic!), Fasziitis, aseptische Humeruskopfnekrose (sic!), Gelenkschwellung und Gelenkerguss angegeben. Nicht alle SIRVA waren auf eine Grippe-Impfung zurückzuführen. Auch nach Impfungen gegen Pneumokokken, Diphtherie-Tetanus-Pertussis, Human-Papilloma-Virus(HPV), Diphtherie-Tetanus und Hepatits A wurden SIRVA beschrieben.
Nicht der Impfstoff ist schuld, sondern die Impftechnik. Der Fehler besteht darin, die Injektion zu weit oben zu setzen. Für eine sachgerechte Impfung sollte die zu impfende Person auf einem Stuhl sitzen und die Hand auf die Hüfte legen. Am dadurch angewinkelten Oberarm sollte der impfende Arzt den Zeigefinger auf dem Acromion platzieren und den Daumen auf die Tuberositas deltoidea legen, um dann in der Mitte zwischen Zeigefinger und Daumen die Injektion zu setzen.
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