Shared Decision: Patientenmitsprache verlängert Klinikaufenthalt
Patienten sollen und wollen heute über ihre Krankheit informiert werden, um die für sie richtige Therapie zu finden. Im Idealfall fördert die partizipative Entscheidungsfindung (shared decision-making) nicht nur die Zufriedenheit und Lebensqualität der Patienten. Durch die höhere Motivation steigt auch die Therapieadhärenz und die Behandlungsgüte. Langfristig könnte dies sogar die Behandlungskosten senken. Bei chronischen Erkrankungen wie dem Typ 2-Diabetes mag dies der Fall sein. Es gibt aber auch andere Beispiele. Bei Krankenhausaufenthalten kann es kosteneffektiver sein, wenn der Patient zwar informiert wird, dieser dem Arzt aber letztlich die Entscheidung über die Therapie überlässt.
Der Ökonom und Gesundheitsforscher David Meltzer von der Universität Chicago zeigt dies in einer Umfrage unter 20.000 Patienten, die an der dortigen Klinik einen Fragebogen zu ihren Mitsprachewünschen beantwortet hatten. Jeweils ein Drittel hatten der Aussage „Ich bevorzuge es, die Entscheidungen zur medizinischen Behandlung dem Arzt zu überlassen“ voll zugestimmt, im großen und Ganzen zugestimmt oder für sich abgelehnt.
Bei den Ablehnern, die sich die volle Kontrolle über alle Therapieentscheidungen vorbehielten, dauerte die Krankenhausbehandlung im Durchschnitt 0,26 Tage länger, und es kam zu Mehrkosten von 865 US-Dollar pro Fall. Meltzer errechnet für die gesamte USA Mehrkosten von jährlich 8,7 Milliarden US-Dollar. Das ist zwar keine nationale Katastrophe. Auch in anderen Bereichen verzögern sich bekanntlich Entscheidungen durch die Mitsprache der Betroffenen. Es wäre aber wohl naiv anzunehmen, dass eine partizipative Entscheidungsfindung im Gesundheitswesen immer zu einem zufriedenen Patienten mit einem optimalen Therapieergebnis bei niedrigeren Behandlungskosten führt.
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