Gesundheit

Staatliche verordnete Salzreduktion senkt Blutdruck in England

  • Donnerstag, 24. April 2014

Fettiger Fisch und übersalzene Chips prägen noch immer das Bild von den Ernährungsgewohnheiten der Briten. Doch die Realität sieht mittlerweile anders aus. Der Salzkonsum der englischen Bevölkerung ist in weniger als zehn Jahren um 15 Prozent gefallen (von 9,5 Gramm 2003 auf 8,1 Gramm in 2011), wie eine aktuelle Studie zeigt. Der Grund liegt in Vorgaben der Food Standards Agency, die die Nahrungsmittelhersteller gezwungen hat, den Salzgehalt in Fertigprodukten, die die Ernährungs­gewohnheiten in England dominieren, allmählich um 20 bis 40 Prozent zu senken. Die britische Bevölkerung hat dies toleriert. Umsatzeinbußen sind ausgeblieben.

Und der Gesundheit der Bevölkerung ist die Salzrestriktion offenbar auch bekommen. Feng He und Mitarbeiter vom Wolfson Institute of Preventive Medicine in London ermitteln in ihrer Studie einen Rückgang der systolischen Blutdruckwerte um durchschnittlich 3 mm Hg und der diastolischen Werte um durchschnittlich 1,4 mm Hg. Dieser Rückgang erscheint vor dem Hintergrund klinischer Ergebnisse wie der DASH-Studie durchaus vorstellbar.

Doch die Präventivmediziner überspannen den Bogen, indem sie einen Zusammenhang mit dem Rückgang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen herstellen. Die Zahl der Todesfälle an Schlaganfällen und ischämischen Herzerkrankungen ist zwischen 2003 und 2011 um jeweils 36 Prozent gesunken. Der Rückgang ist zum einen viel zu hoch, um ihn auf anderthalb Gramm weniger Salz zurückzuführen. Zum anderen ist er biologisch nicht plausibel, da sich die Hypertonie als Risikofaktor erst langfristig auswirkt. In den Medien ist die Studie denn auch sofort zerrissen worden. Kritiker wiesen auf die Bewertung durch das Institute of Medicine hin, die einen Zusammenhang zwischen salzarmer Kost und einem Rückgang von  Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht für belegt hält. Und war nicht 2011 eine Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2011; 305: 1777-1785) sogar zu dem Ergebnis gekommen, dass eine niedrige Natriumausscheidung im Urin (sprich zu wenig Salz) die Anzahl von kardiovaskulären Todesfällen erhöht?

Der Rückgang des Blutdrucks bleibt jedoch eine günstige Entwicklung. England ist damit nach Japan in den 1960er und Finnland in den 1970er Jahren das dritte Land, in denen staatliche Restriktionen des Salzkonsums gewirkt haben.

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