Wie Diclofenac Leoparden in die Dörfer lockt
Diclofenac gehört zu den populärsten Schmerzmitteln. Das nichtsteroidale Antiphlogistikum wird täglich von Millionen von Patienten eingenommen und (vor allem in Form seiner fünf Metabolite) über Urin und Faeces wieder ausgeschieden. Täglich gelangt ein unbekannte Menge Diclofenac in die Abwässer. Klärwerke halten den Schadstoff nicht zurück, und so gelang Diclofenac in die Umwelt.
Laut einer Untersuchung von Jerker Fick von der Universität Umeå gehört Diclofenac zu den 85 von 101 untersuchten Medikamenten, die sie in der Nähe schwedischer Städte in den Gewässern nachweisen konnten. Es gehörte zu den 23 Wirkstoffen, die von Fischen aufgenommen werden. Im Plasma von Barschen hat Fick bis zu 88 Prozent der therapeutischen Konzentration beim Menschen gemessen. Dies bleibt nicht ohne Folgen: Fick kann zeigen, dass Diclofenac unter anderem die Expression von Enzymen in der Leber beeinflusst.
Über Auswirkungen von Diclofenac auf das Ökosystem hatten US-Forscher vor einigen Jahren in Nature (2004; 427: 630-633) berichtet. Lindsay Oaks von der Washington State University und Mitarbeiter brachten damals den häufigen Einsatz von Diclofenac in der Viehzucht mit dem dramatischen Rückgang der Geierpopulation in Pakistan in Verbindung.
Die Aasfresser waren an Gicht erkrankt, die bei Vögeln vor allem die inneren Organe befällt und zum Nierenversagen führen kann. Oaks konnte in verendeten Tieren erhöhte Diclofenac-Konzentrationen nachweisen und die Erkrankung experimentell durch die Fütterung mit Diclofenac auslösen.
Der Rückgang der Geierpopulation um 99 Prozent in einigen Regionen hatte eine Zunahme von verwilderten Hunden zur Folge. Die Hunde-Plage lockte dann vermehrt Leoparden in die Dörfer, die dann auch Menschen angefallen haben sollen.
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