Gesundheit

Wie man jemandem ansieht, dass er krank ist

  • Donnerstag, 25. Januar 2018

Blasse Lippen, fahles Gesicht, hängende Augenlider, gerötete Augen, ein geschwolle­nes Gesicht sind Kennzeichen einer akuten Erkrankung, die auch von Laien häufig auf den ersten Blick erkannt werden. Den Teilnehmern einer Studie des Karolinska Instituts wurden nur fünf Sekunden gegeben. Dann mussten sie entscheiden, ob die Gesichter auf den Fotos, die ihnen gezeigt wurden, von kranken oder gesunden Personen stammten.

Die Fotos hatten die Forscher zuvor von 16 Freiwilligen angefertigt. Jeder Proband war zweimal fotografiert worden. Einmal vor und dann nach der Injektion von Lipopoly­saccha­riden (LPS). Das bakterielle Antigen veranlasst das Immunsystem zu einer Abwehrreaktion, die sich auch auf die Gesichtsmuskulatur auswirkte. Gesicht und Lippen erblassten, die Mundwinkel fielen, das Gesicht war gerötet, die Augenlider ermüdet, die Haut fahl.

Die Betrachter erkannten die kranken Gesichter in 13 von 16 Fällen (81 Prozent). Es wurden allerdings auch einige gesunde Gesichter als krank eingestuft. In der ROC-Analyse, die Sensitivität und Spezifität kombiniert, wurde lediglich ein Wert von 0,62 erreicht (bei einem Bereich von 0,5, der einem Zufall entspricht, bis 1,0 bei einer siche­ren Diagnose). Für eine sichere Diagnose ist dies zu wenig. Die Prima-vista-Diagnose des Laien kann den Arzt und bei Verdacht auf eine Infektion weitere Labortests nicht ersetzen.

Dennoch ist es beachtlich, dass das menschliche Gehirn subtile Änderungen der Mimik häufig richtig deutet. Evolutionsbiologen sehen in dem angeborenen diagnostischen Blick einen Schutzmechanismus, mit dem sich gesunde Individuen vor einer Infektion schützen. Tiere sind hier den Menschen überlegen. So können Hunde es riechen, wenn ihre Besitzer unter Durchfall leiden.

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