Gesundheit

Zentrum der Geselligkeit im Gehirn

  • Montag, 27. Dezember 2010

Die Aufgabe der Corpora amygdala besteht darin, Freund und Feind zu unterscheiden. Es handelt sich um eine emotionale Entscheidung, die eine sofortige Reaktion unter anderem des vegetativen Nervensystems, mit dem die Corpora amygdala in Verbindung stehen, zur Folge hat. Fällt die Bewertung negativ aus, kann dies zu Schweißausbrüchen, Angst und einer Fluchtreaktion führen.

Eine „gute“ Bewertung öffnet die Wege für eine weitergehende Geselligkeit. Die Zerstörung der Corpora amygdala, wie sie beim (sehr seltenen) Urbach-Wiethe-Syndrom vorliegt, macht die Menschen furchtlos, die Betroffenen sind aber unfähig eine solide emotionale Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen. Dazu sind intakte Corpora amygdala erforderlich. Nicht nur Menschen kommunizieren.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die Größe der “Mandelkerne” bei Wirbeltieren davon abhängt, ob sie in größeren Herden leben oder als Einzeltiere. Auch der Mensch ist bekanntlich ein Herdentier, auch wenn er sich lieber als soziales Wesen begreift.

Die Größe des Bekanntenkreises schwankt allerdings – ebenso wie die Größe der Corpora amygdala. Beide Größen sind nach einer Untersuchung von Lisa Feldman Barrett von der Northeastern University in Boston korreliert.

Die Hirnforscherin hat 58 Freiwilligen nach der Größe ihres Bekanntenkreises gefragt und festgestellt, dass gesellige Menschen die größten Mandelkerne hatten. Die Frage nach Ursache und Wirkung ist sicherlich interessant, sie wird aber durch die Studie nicht beantwortet. Immerhin kam heraus, dass die Größe der Mandelkerne nicht mit der Lebenszufriedenheit korrelierte. Nicht jeder Steppenwolf scheint unter seiner Einsamkeit zu leiden. Geselligkeit allein macht noch nicht glücklich.

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