Gratwanderung

Anonyme Geburt: Zweifelhafte Empfehlung des Deutschen Ethikrats

  • Freitag, 27. November 2009

Seit 1999 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, ein Kind in einer Babyklappe anonym abzugeben. Außerdem wird es der Schwangeren ermöglicht, ihr Kind mit medizinischer Betreuung anonym zur Welt zu bringen und zurückzulassen. Doch helfen diese Babyklappen überhaupt? Nach rund einem Jahr intensiver Diskussion hat sich der Deutsche Ethikrat auf eine eindeutige Empfehlung geeinigt und empfiehlt die Abschaffung von Babyklappen und anonymen Geburten, bei denen die Frau ihre Identität nicht preisgibt und die deshalb rechtswidrig seien. Die Berliner Rechtanwältin, Ulrike Riedel, die maßgeblich dazu beitrug, dass der Ethikrat das Thema aufgriff, ist überzeugt davon, dass Frauen, die ihr Kind töten wollen, in der Regel von dem Babyklappenangebot nicht erreicht werden.

Außerdem werde durch diese Angebote erst eine Nachfrage geschaffen, die es vorher nicht gegeben hätten. Doch warum sollte ein letzter Ausweg nicht doch für viele Frauen die Babyklappe sein? Diese Meinung vertreten jedenfalls auch sechs Ethikratmitglieder in einem Sondervotum. Und Erfahrungen eines Diakonieprojekts geben ihnen Recht. Das Angebot der evangelischen Kirche hat jedenfalls nach Aussage der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann noch keine Anreizwirkung für die „Entsorgung“ von Kindern gehabt.

Es ist außerdem tatsächlich besser, wenn ein Mensch über seine Herkunft Bescheid weiß. Doch das Recht auf Leben ist sicherlich höherrangig gegenüber dem Recht auf die eigene Abstammung.

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