Gratwanderung

Hirntodkriterium: Möglicherweise nicht haltbar

  • Donnerstag, 30. September 2010

Zurzeit wird wieder intensiv darüber diskutiert, ob man anstelle der jetzt geltenden Zustimmungslösung die Widerspruchslösung einführen sollte, um die Zahl der Organspender zu erhöhen. Auch der Deutsche Ärztetag hatte sich vor kurzem dafür ausgesprochen.

Doch jetzt könnte die ganze Diskussion über Organtransplantationen wieder vollkommen neu aufgerollt werden, da das Hirntodkriterium erneut infrage gestellt wird. Denn dass der Mensch wirklich tot ist, wenn der hirntot ist, ist die unerlässliche Voraussetzung, um überhaupt Transplantationen durchzuführen.

Heute geht man offensichtlich davon aus, dass auch bei Hirntoten Körperfunktionen aufrechterhalten werden können, Hirntote können ihre Körpertemperatur regulieren, sie verdauen und bekämpfen Infektionen. Alexander S. Kekulé schreibt im „Tagesspiegel“ vom 29. September, dass die neurologische Fachgesellschaft der USA gerade angemahnt habe, dass die Kriterien für die Feststellung des Hirntodes wissenschaftlich nicht untermauert seien.

Falls es sich tatsächlich erweisen sollte, dass das Konzept des Hirntods nicht haltbar ist, müsste tatsächlich die gesamte Transplantationsmedizin auf den Prüfstand gestellt werden. Denn wer will dann wohl noch einen Organspendeausweis ausfüllen, wenn er weiß, dass ihm Organe entnommen werden, wenn er zur Zeit der Entnahme noch lebt?

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