Gratwanderung

Tierversuche - Reduzierung ja, Menschenversuche nein

  • Freitag, 8. Mai 2009

Das Europäische Parlament hat sich mit großer Mehrheit für eine Richtlinie zur Reduzierung von Tierversuchen in der medizinischen Forschung ausgesprochen. In geänderter Form wurde außerdem ein Kommissionsvorschlag angenommen, der die Mitgliedstaaten verpflichtet, immer dann auf Tierversuche zu verzichten, wenn Alternativen vorliegen.

Die medizinische Forschung erfordert immer noch die Verwendung nicht menschlicher Primaten, was auf zunehmende Proteste stieß. Die Öffentlichkeit hatte größte Bedenken aufgrund der genetischen Nähe solcher Primaten zum Menschen und ihrer stark ausgeprägten sozialen Fähigkeiten. Nach Angaben der Vizepräsidentin des Deutsches Tierschutzbundes, Brigitte Rusche, befürworten 81 Prozent der EU-Bürger und 85 Prozent der Deutschen ein Verbot von Versuchen an Affen, die mit Schmerzen und Leiden verbunden sind.

Ein Umdenken setzte schon in den 90er-Jahren ein. In Neuseeland zum Beispiel bescheinigte die Regierung allen im Land lebenden Menschenaffen ein unantastbares Recht auf Leben. In Großbritannien wurde im Jahr 1997 jeder Tierversuch mit großen Menschenaffen untersagt. Zu Recht wurden also jetzt endlich Vorschriften geändert, die bereits seit 22 Jahren in Kraft sind.

Auf der anderen Seite hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer die Abgeordneten aber auch darauf hingewiesen, dass durch zu weitgehenden Tierschutz die Grundlagenforschung gefährdet sein könnte. Wenn man Tierversuche ganz abschafft, erhöht sich das Risiko für den Menschen.

Und ob bei der Forschung mit embryonalen oder fetalen Stammzellen der Vorrang vor Tierversuchen gegeben werden sollte, ist auch mehr als fraglich. Letztendlich ist der verabschiedete Entwurf ein tragfähiger Kompromiss. Er reduziert Tierversuche so weit wie möglich, ohne dass Menschenversuche die Alternative sein müssen.

aerzteblatt.de: Künftig weniger Tierversuche in der Forschung

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