Arbeitsgruppe will mRNA-Schluckimpfung entwickeln

Erlangen-Nürnberg – Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des außeruniversitären Instituts für Bioprozess- und Analysenmesstechnik entwickelt zusammen mit Industriepartnern eine COVID-19-mRNA-Impfung, die nicht gespritzt, sondern geschluckt werden soll. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert das Projekt mit insgesamt rund drei Millionen Euro.
„Der Magen ist nicht nur sehr sauer, sondern wimmelt auch vor Enzymen, die unsere Nahrung in ihre Bestandteile zerlegen“, erklärte Dagmar Fischer. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie leitet den zentralen Bereich Herstellung im Schluckimpfprojekt „TEL-DrugDelivery“. „TEL“ steht im Projektnamen als Abkürzung für „Tetraetherlipide“.
Dies sind Biomoleküle, die für das Überleben von Mikroorganismen in unwirtlichen Vulkangebieten entscheidend sind. Die Mikroben müssen dort nicht nur sehr hohen Temperaturen trotzen, sondern auch extremen Säurebädern, die fast alle Biomoleküle zerstören. Zellwände von normalen Bakterien, die aus Lipiden bestehen, werden von diesen Säuren zerlegt. Die TEL-Spezial-Lipide können dem aber widerstehen – und könnten also auch den Weg durch den Magen unbeschadet überstehen.
Die modifizierten und auf ihre Aufgabe abgestimmten TEL baut das Team von Fischer zu kleinen Lipidbehältern zusammen, die „Archaeosomen“ genannt werden und die mRNA durch den Magen bringen sollen.
Im Vergleich zu einer Impfung via Injektion, bietet eine Schluckimpfung erhebliche Vorteile. So kann der Impfstoff in Kapseln verpackt oder zu Tabletten gepresst werden, die bei normalen Temperaturen aufbewahrt werden können.
Die bisherigen COVID-19-Vakzine müssen dagegen tiefgekühlt transportiert werden. Zudem entfällt die Injektion. „Wir wollen eine Plattform entwickeln, die auch andere Impfstoffe als die COVID-19-Vakzine transportiert“, so Fischer.
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